“Wird beängstigender November”: Debattensieger Trump löst Panik bei Demokraten aus



“Wird beängstigender November”

Debattensieger Trump löst Panik bei Demokraten aus

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Ein fahriger Joe Biden geht im verbalen Schlagabtausch mit Donald Trump unter. Im Lager der Demokraten löst der Auftritt des US-Präsidenten Panik aus, plötzlich wird ein Plan B diskutiert. Doch gibt es überhaupt eine echte Alternative?

US-Präsident Joe Biden und Herausforderer Donald Trump liefern sich vor den Wahlen im Herbst eine hitzige TV-Debatte, und die Welt schaut zu. US-Medien schießen sich auf den maroden Auftritt des Präsidenten ein, doch auch bei den Wählern kam Biden nicht gut weg. Eine Schnell-Umfrage des US-Senders CNN sah Trump eindeutig als Gewinner des ersten TV-Duells. Demnach votierten 67 Prozent der Befragten für Trump, nur 33 Prozent sahen Biden als Gewinner.

Den Eindruck hatten auch die demokratischen Wähler, die bei der Debatte in Sacramento im Publikum saßen. “Keiner von beiden ist vertrauenerweckend”, sagte die 25-jährige Dubrea Sanders laut “New York Times”. “Es wird ein sehr beängstigender November für viele Leute, mich eingeschlossen.” Die rund 40 Biden-Anhänger setzten sich aus Staatsbediensteten, Politikanalysten, Gewerkschaftsaktivisten und Mitglieder einer lokalen Organisation der Jungdemokraten zusammen.

“Haben Sie Twitter gesehen?”, sagte Nancy Van Leuven, eine ehemalige Professorin für Medien und Kommunikation, und verwies auf die Kritik an Bidens Auftritt. “Die Sache ist die: Biden sieht älter aus. Und Trump ist immer noch entschlossen; selbst wenn er nicht die Wahrheit sagt, wirkt es immer noch glaubwürdig.”

Selbst Harris spricht vom “holprigen Start”

Diplomatischer gab sich Vizepräsidentin Kamala Harris. “Ja, da war ein holpriger Start, aber auch ein sehr starker Schluss”, sagte Harris. Man habe einen Präsidenten erlebt, der einen starken Kontrast zu seinem Konkurrenten gezeichnet habe und Trump habe “wieder und wieder” gelogen. “Die Menschen können über den Stil diskutieren, aber am Ende muss diese Wahl von Substanz handeln”, sagte Harris.

US-Politkommentatoren reagierten dagegen in ersten Einschätzungen entsetzt auf die Debatten-Leistung von Präsident Biden. Bei CNN warfen mehrere Experten dem 81-Jährigen unklare Aussagen und verwirrtes Verhalten vor. “Es wird Diskussionen darüber geben, ob er weitermachen wird”, sagte David Axelrod, Chefstratege von Barack Obamas Präsidentschaftskampagnen kurz nach dem Ende von Bidens Debatte mit Herausforderer Trump.

Der Experte John King hatte die Analyse mit der Aussage eröffnet, dass das TV-Duell “eine tiefe, breite und sehr aggressive Panik in der Demokratischen Partei” ausgelöst habe. “Bidens Antworten waren in vielen Fällen ohne Zusammenhang”, ergänzte Politikjournalistin Abby Phillip.

Haben die Demokraten einen Plan B?

Hinter vorgehaltener Hand sollen Demokraten nach der Debatte bereits über die Frage gesprochen haben, ob ihr Frontmann derart schwach ist, dass sie rund vier Monate vor dem Wahltag einen alternativen Kandidaten finden müssen. “Es ist schwer zu argumentieren, dass Biden unser Kandidat sein sollte”, zitiert CNN einen nicht genannten Parteifunktionär. Andere sprechen von blanker “Panik” in der Partei.

Aber ginge es überhaupt, Biden noch aus dem Rennen zu nehmen? Theoretisch ja. Ende August treffen sich die Demokraten zu einem Krönungsparteitag in Chicago. Eigentlich, um Biden offiziell als ihren Präsidentschaftskandidaten zu nominieren. Doch dort könnte die Partei noch kurzfristig umsatteln und einen neuen Kandidaten festlegen. Biden müsste dafür allerdings aus freien Stücken aussteigen, denn er hat formal die Vorwahlen seiner Partei gewonnen, und an deren Ergebnisse sind die Delegierten beim Parteitag vorerst gebunden. Biden könnte aber etwa gesundheitliche oder familiäre Gründe geltend machen, um sich gesichtswahrend zurückzuziehen. Ob er dazu bereit wäre, ist fraglich.

Und das noch größere Problem: Einen echten Plan B hat die Partei nicht. Sie hat es versäumt, einen Nachfolger aufzubauen. Das muss sich allen voran auch Biden zum Vorwurf machen lassen. Der siebenfache Großvater behauptet von sich, er sei die am besten qualifizierte Person für den Job, und nur er könne Trump schlagen. Dies wirkt nun fast vermessen.

Die natürliche Nachfolge wäre Harris gewesen. Doch sie blieb in ihrem Vizepräsidentenamt bislang blass, ist kaum sichtbar und hat selbst mit miesen Beliebtheitswerten zu kämpfen. Da sie als erste Frau und erste Schwarze auf das Amt aufgerückt ist, wäre es aber schwierig gewesen, an ihr vorbei einen Ersatzkandidaten zu etablieren. Und nun ist es zu spät.

Auch wenn die Option des Biden-Exits theoretisch denkbar wäre, so wäre es politisch wohl eher aussichtslos. Einen anderen Demokraten innerhalb von vier Monaten auf nationaler Bühne als Alternative für das Präsidentenamt zu etablieren, der ähnlich bekannt ist wie Trump, scheint kaum möglich. Trumps Chancen, wieder ins Weiße Haus einzuziehen, waren nie größer.



Author: RoteRuhrarmee1920

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