Wer Biden im Fall eins Rücktritts von der US-Wahl ersetzen könnte


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Nach dem TV-Duell gegen Trump steht es düster um Joe Biden. Einige fordern seinen Rücktritt vor der US-Wahl. Und dann? Eine Umfrage zeigt eine Alternative.

Washington, D.C. – Joe Biden erlebte im ersten TV-Duell gegen Donald Trump ein Debakel: Der amtierende US-Präsident zeigte sich unsicher, verwirrt und wegen einer Erkältung sichtlich angeschlagen. In den Umfragen im Anschluss ans TV-Duell spiegelte sich das wider. 67 Prozent der Zuschauerinnen und Zuschauer stimmten dafür, dass Trump hieraus als Sieger hervorgegangen sei.

Bidens Demokraten – und unter ihnen vor allem solche, die seine Kampagne finanziell unterstützen – reagierten teils besorgt bis panisch. Infolge des misslungenen TV-Duells von Biden gegen Trump regten sich auch Stimmen, die davon ausgehen, dass Biden seine Kandidatur im anstehenden US-Präsidentschaftswahlkampf nun noch zurückziehen könnte. Wer aber würde Biden im Falle eines solch großen Schrittes an der Spitze der Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf ersetzen?

Umfrage nach Debakel im TV-Duell: Demokraten würden Kamala Harris gegen Trump antreten lassen

Wie der US-Nachrichtendienst Newsweek ausgehend von einer Blitzumfrage des Thinktanks Date for Progress berichtet, wäre die derzeitige demokratische US-Vizepräsidentin Kamala Harris die erste Wahl der Demokraten, um Biden im Falle eines Abtritts vom Präsidentschaftswahlkampf zu ersetzen. An der Umfrage nahmen 1011 US-Wählerinnen und -Wähler teil, darunter 387 mit demokratischer Gesinnung.

Auf die Frage, wer gewählt werden sollte, wenn die Demokraten einen Parteitag abhalten, um einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für Biden zu wählen, entschieden sich 39 Prozent der befragten Demokraten für Harris. Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom war die zweitbeliebteste Option: 18 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer entschieden sich für ihn als Nachfolger von Amtsinhaber Biden.

Auch wenn es bislang keine Anzeichen für einen Rücktritt Bidens im Wahlkampf gibt, fordern einige, dass er seinen Platz räumt. Wer aber könnte Biden dann an der Spitze der Demokraten im Duell gegen Donald Trump vertreten?
Die demokratische US-Vizepräsidentin Kamala Harris © IMAGO/Rod Lamkey – Pool via CNP

Verkehrsminister Pete Buttigieg erhielt zehn Prozent der Stimmen, Senator Cory Booker erhielt sieben Prozent und die Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer, sechs Prozent. Senatorin Amy Klobuchar, der Gouverneur von Illinois, J.B. Pritzker, und der Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, erreichten jeweils nur zwei Prozent. Die Marge für Fehler und Ungenauigkeiten liegt laut Date for Progress bei rund 3 Prozentpunkten.

Vor US-Wahl 2024: Könnten die Demokraten Biden als Präsidentschaftskandidat ersetzen?

Dass Biden es im Wahlkampf zur US-Wahl 2024 gegen Donald Trump schwer haben könnte, glauben nach dem TV-Duell viele. Eigentlich liegt es so nahe, ein Ersatz für Biden zu erwägen. Doch unter welchen Bedingungen wäre es für die Demokraten überhaupt möglich, Biden im Wahlkampf zu ersetzen, wenn er seine Position nicht aus freien Stücken freimachen sollte?

Wie die US-Nachrichtenagentur Associated Press berichtete, wäre es für die Demokraten alles andere als ein leichtes Unterfangen, Joe Biden von seiner Position im US-Wahlkampf zu entheben. Ein Grund ist, dass die Delegierten, die Biden bei den Vorwahlen gewonnen hat, sich zu seiner Unterstützung verpflichtet haben. So ist es in den gesetzlichen Grundlagen der Demokratischen Partei festgelegt. Außerdem werden die Kongresse und ihre Regeln von den politischen Parteien kontrolliert. Das nationale Komitee der Demokraten könnte noch vor der Eröffnung des Kongresses am 19. August zusammentreten und die Regeln ändern. Laut Newsweek ist das allerdings äußerst unwahrscheinlich, solange Biden nicht vom Wahlkampf zurücktritt.

„Das wirkliche Problem bei der Ablösung von Biden ist, dass die Demokraten sich ins Ungewisse wagen“, sagte Thomas Gift, außerordentlicher Professor für Politikwissenschaft und Direktor des Centre on U.S. Politics am University College London, gegenüber Newsweek. Denn obwohl es personelle Optionen mit mehr politischem Potenzial gebe, wären diese nicht vor einer Ablehnung durch die Mehrheit der US-Bürgerinnen und -Bürger befreit, sollten sie statt Biden ins Rennen um die Präsidentschaft geschickt werden.

Auch nach verlorenem TV-Duell hält Biden an seinem Platz im Wahlkampf fest

Trotz der gesteigerten Besorgnis unter Demokratinnen und Demokraten infolge Bidens desaströsem TV-Duell gegen Trump, gibt es bislang keine Anzeichen dafür, dass der US-Präsident bereit wäre, seine Position im Rennen um eine Wiederwahl als US-Präsident aus eigenen Stücken zu beenden. Für die Demokraten dagegen ist es der Presseagentur Associated Press „nahezu unmöglich“, ihn zu ersetzen, wenn er sich nicht dazu entschließt, zurückzutreten.

Kurz, nachdem er infolge des TV-Duells die Bühne verließ, sagte Biden seinen Anhängerinnen und Anhängern in Atlanta: „Lasst uns weitermachen.“ Die Sprecherin der Biden-Kampagne, Lauren Hitt, war sogar noch deutlicher und erklärte am Freitag: „Natürlich wird Joe Biden nicht aus dem Wahlkampf aussteigen.“

Demokraten zeigen sich nach misslungenem TV-Duell uneinig über einen Verbleib Bidens im Wahlkampf

Dass Biden an seiner Stellung im US-Wahlkampf festhalten will, gefällt aber längst nicht jedem im demokratischen Lager. So erklärte ein anonymer Unterstützer der Biden-Wahlkampagne, der auch finanziell großzügig in sie investierte, gegenüber Politico, er habe in Bidens TV-Duell „die schlechteste Leistung eines Demokraten in der TV-Historie“ gesehen und betonte, Biden sei derart „schlecht, dass niemand Trumps Lügen Beachtung schenken wird“.

Dagegen erklärten Politico zufolge zwei prominente potenzielle Kandidaten für die Präsidentschaftswahl 2028 – J.B. Pritzker, Gouverneur von Illinois, und Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien –, sie stünden auch nach dem misslungenen TV-Duell gegen Trump weiter an Bidens Seite. „Man wendet sich nicht wegen einer einzigen Leistung ab“, sagte Newsom. „Welche Partei würde so etwas tun?“, fragte er. (fh)



Author: RoteRuhrarmee1920

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