Weidel und Chrupalla als Vorsitzende wiedergewählt


Alice Weidel und Tino Chrupalla sind abermals zu Bundessprechern der AfD gewählt worden. Weidel erzielte 79,7 Prozent der Stimmen, Chrupalla 82,7 Prozent. Zuvor hatte der Parteitag in Essen dafür gestimmt, wieder eine Doppelspitze – keinen alleinigen Parteivorsitzenden – wählen zu wollen.

Chrupalla wurde von keinem Gegenkandidaten herausgefordert. Ein Zeichen, dass die Partei Zusammenhalt demonstrieren will; zuvor hatte es Debatten darum gegeben, ob von Chrupalla Enttäuschte versuchen würden, ihn loszuwerden. Er sprach in seiner Bewerbungsrede davon, dass die AfD die einzige Partei sei, die für Deutschland eintrete. Sie werde das Land verändern. Im Osten müsse für die AfD „die Sonne der Regierungsverantwortung aufgehen“. Dazu brauche man eine geschlossene Partei. Diese Einigkeit sei in der Grugahalle spürbar, und das werde man in die Landtagswahlen tragen.

Ost und West würden in der AfD besser zusammenwachsen als im Land, sagte Chrupalla. Die bisherige Doppelspitze halte diese Waage, Weidel sei der Gegenpart zu ihm, wofür er ihr danke.

Zehntausende Menschen demonstrierten am Samstag gegen die AfD – auch mit Hunden.
Zehntausende Menschen demonstrierten am Samstag gegen die AfD – auch mit Hunden.Daniel Pilar

Auch Weidel wurde ohne Gegenkandidaten gewählt. Sie hob in ihrer Rede darauf ab, dass sie studierte Volkswirtin sei und „meinen Weg durch die Finanzwelt“ gemacht habe, was sie von den Vorsitzenden anderer Parteien unterscheide. Mehrfach nahm sie Bezug darauf, wie gut sie mit Chrupalla zusammenarbeite. Beschwingt von dessen gutem Ergebnis hatte er seine Ko-Vorsitzende seine „geliebte Alice Weidel“ genannt; sie gab das zurück und sprach von „meinem geliebten Tino“.

„So noch nicht gesehen“

Der Bundesvorstand sei in den vergangenen zwei Jahren in „deutlich ruhigeres Fahrwasser“ gekommen. Auch die Zusammenarbeit mit den Landesvorsitzenden gelinge professioneller als früher. Sie sehe aber noch Handlungsbedarf bei der Kommunikation, in die Partei hinein, aber auch nach außen. „Wir erklären noch zu wenig.“ Das solle ein Schwerpunkt ihrer weiteren Amtszeit werden. Außerdem wolle sie weiter daran arbeiten, „undemokratische Brandmauern“ einzureißen. Vor zwei Jahren waren Weidel mit 67 Prozent und Chrupalla mit 53 Prozent der Stimmen zu Parteivorsitzenden gewählt worden.

Begeistert über ihr Ergebnis: Alice Weidel in der Grugahalle in Essen
Begeistert über ihr Ergebnis: Alice Weidel in der Grugahalle in EssenDaniel Pilar

Als Stimmungstest hatte zuvor die Rede fungiert, in der Chrupalla die Arbeit des Bundesvorstands im zurückliegenden Jahr bilanziert hatte. Am Ende bekam er Applaus, allerdings erhoben sich dazu nur Einzelne. Erst als der gesamte Bundesvorstand im Stehen applaudierte, erhoben sich immer mehr im Saal. Schließlich standen doch fast alle und klatschten für Chrupalla.

„Herz statt Hetze“, eine Demonstrantin am Samstag in Essen.
„Herz statt Hetze“, eine Demonstrantin am Samstag in Essen.Daniel Pilar

Der hatte im Tätigkeitsbericht die Erfolge der AfD herausgestellt und mehrfach hervorgehoben, wie gut die Bundesspitze mit den Landesvorsitzenden zusammenarbeite. Chrupalla sagte auch, wie stark sich die Arbeit der Parteiführung in den vergangenen zwei Jahren professionalisiert habe. „Das hat diese Partei die letzten zehn Jahre so noch nicht gesehen.“

Demonstration gegen AfD

Kritisch streifte der Parteivorsitzende den Europawahlkampf. Zwar habe eine mediale Kampagne die AfD beschädigen wollen, doch man habe sich auch unnötig Blößen gegeben. Man sei zwei Schritte vor-, aber sodann einen zurückgegangen, müsse aber künftig drei Schritte vorgehen. Darum wolle man sich Kandidaten künftig „besser ansehen“, sagte Chrupalla in Anspielung auf den in Ungnade gefallenen Krah. Der Bundesvorstand werde die Aufstellung künftig „enger begleiten“.

Auch zwei der stellvertretenden Bundessprecher wurden wiedergewählt: Stephan Brandner wurde mit 90,7 Prozent im Amt bestätigt, Peter Boehringer mit 85,4 Prozent. Anstelle von Mariana Harder-Kühnel wurde Kay Gottschalk mit 61,7 Prozent gewählt. Er war der einzige Kandidat, der von einem Gegner herausgefordert worden war. Dirk Spaniel erhielt 30,5 Prozent.

Vor der Grugahalle demonstrierten unterdessen Zehntausende gegen den Parteitag. Vor Beginn des Parteitags versuchten Aktivisten, Delegierte davon abzuhalten, auf das Parteitagsgelände zu gelangen. Die Polizei eskortierte mehrere Besucher zum Gelände, einige mussten über Absperrungen klettern. Ein Demonstrationszug war schließlich um 10 Uhr vom Essener Hauptbahnhof zur Messe gezogen. Der Protest blieb bis zum Mittag weitgehend friedlich, im Zug liefen viele Kinder und junge Menschen mit. Wie die Polizei mitteilte, kam es vereinzelt zu Ausschreitungen und Festnahmen.

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Author: RoteRuhrarmee1920

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