Warum haben Hunde die Leiche im Suchgebiet nicht entdeckt? K9-Expertin klärt auf


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Leichenfund in einem Gebiet, das zuvor nach Arian abgesucht wurde. Eine K9-Expertin erklärt, welche Schwierigkeiten grundsätzlich für Spürhunde bestehen können.

Bremervörde – Erfolglose Suche nach dem vermissten Arian. Rund zwei Monate lang fanden Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr und Hundestaffeln nichts. Dann stieß am Montag (24. Juni) ein Landwirt plötzlich auf eine Kinderleiche im Suchgebiet. Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Arian, teilt die Polizei mit. Wie kann es sein, dass die Leiche bei der großangelegten Suche übersehen wurde? Selbst Hunde haben den Fall nicht lösen können.

Arian wohl tot gefunden: Suche lange erfolglos – Expertin erklärt grundsätzliche Probleme einer Vermisstensuche

Auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA erklärt K9-Expertin Alexandra Grunow, welche Schwierigkeiten grundsätzlich auf Personensuchhunde beim Einsatz zukommen. „Explizit nicht mit Bezug auf den aktuellen Fall“, betont sie: „Zu den Hintergründen ist nichts bekannt, ob es überhaupt Arian war, ob der Körper damals dort schon lag. Es müssen alle Details geklärt werden.“

Vermisstensuche mit Spürhunden: Schwierig, wenn sich Person um die Suchenden herumbewegt

Ein Problem, das für Suchhunde auftreten kann: Wenn die vermisste Person noch mobil ist, sich also bewegt und um die Suchteams herum bewegt, kommen Personensuchhunde in Konflikte. „Hunde sind langsamer, wenn sie gewissenhaft gehen“, so Grunow. Wenn der sogenannte „Trailer“ erst Tage nach dem Verschwinden losgeht, ist der Vorsprung natürlich riesig. Im Fall Arian waren die ersten Personensuchhunde und Flächensuchhunde allerdings bereits am ersten Tag vor Ort.

K9-Expertin und Hundetrainerin Alexandra Grunow arbeitet mit sogenannten „Trailern“. Das sind Hunde, die gezielt dem Geruch einer Person nachgehen können.
K9-Expertin und Hundetrainerin Alexandra Grunow arbeitet mit sogenannten „Trailern“. Das sind Hunde, die gezielt dem Geruch einer Person nachgehen können. © Privat

Noch schwieriger wird es, wenn sich der oder die Vermisste nicht geradeaus bewegt. Etwa Zickzack durch den Wald läuft und die eigenen Spuren kreuzt. „Dann überlagern sich die Spuren und diese Überlagerungen muss der Hund sortieren, das dauert noch länger“, sagt Grunow.

Deshalb biete sich bei einem großen Einsatz eine Kombination mit Flächenhunden an. Diese Spürhunde versuchen nicht, einem Indivudalgeruch nachzugehen und können die Person dadurch schneller finden. „Parallel arbeiten ist das Effektivste.“

„Geruch von Tod überlagert Lebendgeruch“: Für Personenspürhunde schwieriger, Verstorbene zu finden

Ein zweites Problem kommt auf Personensuchhunde zu, wenn der oder die Vermisste bereits tot sein sollte. Die K9-Expertin erklärt: „Der Geruch von Tod überlagert den Lebendgeruch, jede Veränderung ist schwierig.“ Außerdem könne man die Hunde darauf nicht so einfach trainieren. Spezielle Leichenspürhunde sind zwar auf Verwesungsgeruch trainiert, aber nicht darauf, eine spezifische Person aufzuspüren. Dadurch kann es gerade im Wasser passieren, dass die Leichenspürhunde auf Tierkadaver anschlagen. Neue Trainingsmethoden zu Leichenspürhunden, die Individualgeruch nachgehen sollen, sind unter Fachleuten umstritten.

„Darüber hinaus ist Leichengeruch ein Konflikt für den Hund, da geht er nicht gerne ran“, ergänzt Grunow. „Aber mit dem richtigen Training erkannt die Hundeführerin oder der Hundeführer die Körpersprache des Hundes und kann ihn dahingehend unterstützen.“ Nur im Wasser ist es für den Hund unproblematisch, dort wird der Geruch unter der Oberfläche gebunden. Im Fluss Oste lag Arian, wie lange vermutet, offenbar nicht.

Vermisster Arian: Polizei aktivierte bei Suche alle Ressourcen – Geschehen wird aktuell analysiert

Generell helfen „Trailer“ vor allem, das Gebiet einzugrenzen, „möglichst nah ran zuarbeiten oder natürlich auch zu finden“. Sobald es einmal nicht weitergehen sollte, müssen dann Drohnen, Hundertschaften oder Leichenspürhunde in den Einsatz.

So ist es im Fall Arian passiert, gefunden wurde die Leiche im Landkreis Stade trotzdem nicht. „Wir haben so oft dort gesucht“, zeigte sich eine Sprecherin bestürzt. Die Polizei wertet aktuell die Suchaktionen sowie Bewegungsprofile und Spuren, die damals gesammelt wurden, aus. Das Ergebnis der Obduktion, der aktuell noch unbekannten Leiche, wird im Laufe der Woche erwartet. (moe)



Author: RoteRuhrarmee1920

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