Vize-Kanzler im Krisengebiet: Schüsse bei Habeck-Besuch an Korea-Grenze | Politik


Es war die dritte Grenzverletzung seit Anfang Juni. Erneut fielen Schüsse. Nur Stunden später besuchte Vize-Kanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (54, Grüne) am 38. Breitengrad die 240 Kilometer lange Pufferzone zwischen Süd- und Nordkorea.

Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf ein Mitglied der obersten Kommandostelle des Landes meldet, überschritten nordkoreanische Soldaten am Donnerstag in der Pufferzone zwischen beiden Ländern die Grenze zu Südkorea.

Soldaten aus dem Norden überschritten Grenze

Grenzposten aus dem Süden gaben Warnschüsse ab, woraufhin die eindringenden Soldaten sich umgehend über die militärische Demarkationslinie in das Reich von Diktator Kim Jong-un (40) zurückzogen.

Der Zwischenfall ereignete sich nur Stunden vor einem Besuch von Vize-Kanzler Robert Habeck in der demilitarisierten Zone, die nördlich von Südkoreas Hauptstadt Seoul den 38. Breitengrad schneidet.

Vize-Kanzler Robert Habeck besuchte auf dem 38. Breitengrad die blauen Baracken. Dort wurde der Waffenstillstand zwischen dem Süden und dem Norden ausgehandelt

Vize-Kanzler Robert Habeck besuchte auf dem 38. Breitengrad die blauen Baracken. Dort wurde der Waffenstillstand zwischen dem Süden und dem Norden ausgehandelt

Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

„Südkorea leidet zunehmend darunter, dass die beständige Bedrohung von Nordkorea immer aggressiver und immer konkreter wird“, sagte Habeck auf der Fahrt in das Gebiet zu mitreisenden Journalisten, darunter dem BILD-Reporter.

In der vier Kilometer breiten, demilitarisierten Zone ließ sich der deutsche Vize-Kanzler von amerikanischen Soldaten in die drei blauen Baracken führen. Sie stehen genau auf der Grenzlinie. 1953 wurde der Waffenstillstand beschlossen und dort von den UN, China und Nordkorea unterzeichnet. Die Demarkationslinie bei Panmunjon bildet seitdem die Grenze zwischen beiden Staaten, die sich völkerrechtlich noch immer im Kriegszustand befinden.

In der Zone sind Soldaten des United States Forces Korea stationiert. Sie begleiteten Habeck auf seinem Besuch

In der Zone sind Soldaten des United States Forces Korea stationiert. Sie begleiteten Habeck auf seinem Besuch

Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Beim Besuch der Baracken war Presse nicht zugelassen. Teilnehmer aus dem Team des Vize-Kanzlers berichteten, dass der Besuch aus dem Norden genau beobachtet wurde.

Die Tür zur nordkoreanischen Seite wurde von innen verriegelt. Auf der anderen Seite standen bewaffnete Soldaten aus Kims Reich.

„Anders als die deutsche Trennung“

Nach dem Besuch sagte Habeck sichtlich gerührt: „Es ist eine andere Grenze, als wir sie von der deutschen Trennung kennen. Gleichwohl hat es mich natürlich an die Geschichte unseres Landes erinnert.“

Der Zwischenfall, der sich im Umfeld des Habeck-Besuchs ereignete, steht im Zusammenhang mit Bauarbeiten des Nordens innerhalb der Pufferzone.

Bauarbeiten, die Nordkorea ausführen lässt, führen zu starken Spannungen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea

Bauarbeiten, die Nordkorea ausführen lässt, führen zu starken Spannungen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea

Foto: Uncredited/dpa

Die Diktatur schickt zurzeit Hunderte Soldaten in das Gebiet. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs haben sie den Auftrag, dort Landminen zu verlegen, militärisch genutzte Straßen zu verstärken und Verteidigungsanlagen wie Panzersperren zu errichten.

Südkorea geht davon aus, dass der Grenzübertritt der Soldaten am Donnerstag unbeabsichtigt passiert war. Nach ihrem Rückzug nahmen sie ihre Arbeit sofort wieder auf.

Wie das Militär aus dem Süden berichtet, sind seit April wiederholt Landminen explodiert. Mehrere Soldaten aus dem Norden kamen dabei ums Leben.

Die Spannungen zwischen dem kommunistischen Norden und dem demokratischen Süden nehmen seit Monaten deutlich zu.

Vor allem durch den Besuch von Russen-Diktator Wladimir Putin (71) beim Nordkorea-Diktator zwei Tage zuvor wird befürchtet, dass sich Nordkorea weiter militarisiert und noch stärker aufrüstet. Beobachter sehen das als Gegenleistung für Kims Zusage, weitere Artilleriemunition nach Russland zu liefern und Putin in seinem Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen.



Author: RoteRuhrarmee1920

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