Unwetterwarnung für MV – Zugverkehr im Raum Hamburg weiter gestört | NDR.de – Nachrichten


Stand: 28.06.2024 12:55 Uhr

In weiten Teilen Norddeutschlands gab es gestern heftige Unwetter – teils ist dadurch der Bahnverkehr immer noch gestört. Aktuell gibt es eine neue Unwetterwarnung für Mecklenburg-Vorpommern.

Der Deutsche Wetterdienst warnt in den östlichen Landesteilen von MV heute Mittag vor teils schweren Gewittern mit Starkregen um 35 Liter pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit, Sturmböen bis zu 80 Kilometer pro Stunde und Hagel mit Korngrößen um zwei Zentimeter.

Weiter Probleme im Bahnverkehr

Zwischen Bremen und Hamburg verkehrten aufgrund von Unwetterschäden am Abend und in der Nacht zeitweise keine Züge. Sie wurden über Hannover umgeleitet. Der Verkehr lief zwar am frühen Freitagmorgen wieder an, wie eine Sprecherin der Bahn mitteilte. Die Strecke sei aber nur mit langsamer Geschwindigkeit befahrbar. Dies habe Verspätungen von ungefähr 15 Minuten zur Folge. Bei Tostedt (Landkreis Harburg) waren Gleise unterspült worden.

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Reisende stehen an einem Bahnsteig, an dem ein Zug einfährt. © dpa-Bildfunk Foto: Christoph Soeder

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Auch Metronom zwischen Hamburg und Bremen betroffen

Auch die Metronom-Verbindungen zwischen Hamburg, Buchholz, Rotenburg und Bremen sind betroffen. Seit gestern Abend gab es Zugausfälle, Verspätungen und teils Ersatzfahrten mit Bussen. Laut Internetseite des Unternehmens sind die meisten Einschränkungen seit heute Mittag vorbei. Es komme aber noch zu Verspätungen. “Ab ca. 14 Uhr stehen wieder alle Gleise zur Verfügung und der Verkehr zwischen Hamburg und Bremen wird sich stabilisieren.”

Laut Internetseite der Deutschen Bahn fallen weiterhin auch einzelne IC/ICE-Züge zwischen Hamburg und Nordrhein-Westfalen aus. Reisende werden gebeten, sich auf bahn.de über ihre Zugverbindungen zu informieren. Gestern Abend waren auch Fernzüge zwischen Hamburg und Berlin umgeleitet worden und verspäteten sich oder fielen komplett aus.

Knapp 900 Unwetter-Einsätze für Feuerwehr in Hamburg

In Hamburg verhängte die Feuerwehr gestern unwetterbedingt den Ausnahmezustand. Sie musste zu beinahe 900 Einsätzen ausrücken. Vor allem die Wassermassen führten zu Problemen: Straßen wurden überflutet, Keller, Wohnungen, Geschäfte und Tiefgaragen liefen voll. Überwiegend betroffen war der Osten der Stadt. Am Mühlenkamp im Stadtteil Winterhude stand das Wasser nach einem Bericht von NDR 90,3 zeitweise kniehoch. Nachdem die Einsatzkräfte verstopfte Gullys gereinigt hatten, floss das Wasser an den meisten Orten wieder ab. In einer Tiefgarage in Eilbek standen die Autos bis zum Dach im Wasser. In Barmbek-Süd wurde das Dach eines Mehrfamilienhauses auf einer Fläche von rund 30 Quadratmeter abgedeckt.

Zwischen Barmbek und Wandsbek-Gartenstadt kippten zwei Bäume auf die Strecke der U3. Sie wurde vorübergehend gesperrt. Auch auf die S-Bahngleise in Hamburg-Bergedorf sei ein Baum gestürzt, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Wegen der zahlreichen Notrufe priorisierte die Feuerwehr zwischenzeitlich Einsätze. Zeitkritische und lebensbedrohliche Lagen hatten Vorrang.

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Ein umgestürzter Baum in Hannover © Hannover Reporter

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Der Flughafenbetrieb musste für kurze Zeit ausgesetzt werden, zahlreiche Keller liefen voll Wasser, ein Baum stürzte um.
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Region Hannover: Straßen überspült, Flugbetrieb kurzzeitig eingestellt

In der Region Hannover wurden aufgrund von Starkregen Straßen überspült und Gullydeckel hochgedrückt. Die Feuerwehr musste in Langenhagen Keller auspumpen. Der Flughafen stellte kurzzeitig den Betrieb ein. Im Kreis Hameln-Pyrmont wurde vorübergehend ein Zeltlager mit etwa 2.000 Teilnehmern evakuiert. Laut Polizei kamen die Kinder und Jugendlichen in einem Schulzentrum unter.

In Bad Gandersheim gab es einen Stromausfall, Teile der Stadt waren davon betroffen. Schwerpunkt der Feuerwehreinsätze war laut NDR 1 Niedersachsen jedoch die Gemeinde Katlenburg. Dort war die Feuerwehr an mehr als 40 Orten unterwegs. Straßen wurden überflutet, Keller mussten leer gepumpt werden.

Schleswig-Holstein: Regatta-Tag bei Kieler Woche endet früher

In Schleswig-Holstein fielen die Gewitter vor allem im Kreis Nordfriesland und im Hamburger Umland heftig aus. Insgesamt rückten die Feuerwehren landesweit etwa 150 Mal aus. Oft ging es um auf die Straßen gekippte Bäume. In einem Haus in Oldenborstel (Kreis Steinburg) schlug ein Blitz ein. Dabei wurde ein Mensch verletzt. Auch ein Einfamilienhaus in Ahlefeld-Bistensee (Kreis Rendsburg- Eckernförde) wurde von einem Blitz getroffen. Der Dachstuhl brannte, verletzt wurde niemand. Die Feuerwehren aus Harrislee und Niehuus im Kreis Schleswig-Flensburg wurden auch nach Dänemark gerufen, weil die Kollegen dort Hilfe bei einem Einsatz brauchten.

Von der Wetterlage war auch die Kieler Woche betroffen. Der Regatta-Tag auf der Kieler Förde wurde vorzeitig beendet, weil ein nahendes Gewitter dieses aus Sicherheitsgründen nötig machte. Ob ein Unfall mit einem Kleinflugzeug in Schachtholm im Kreis Rendsburg-Eckernförde ebenfalls mit dem Unwetter zu tun hatte, ist unklar. Die Maschine kam bei der Landung von der Piste ab, der 70-jährige Pilot wurde verletzt.

Mecklenburg-Vorpommern: Blitze setzen Feld und Strohpresse in Brand

Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte schlug in Schloen bei Waren ein Blitz in ein Getreidefeld ein. Es brannte daraufhin auf einer Fläche von einem Hektar, wie NDR 1 Radio MV berichtete. Der Landwirt habe aber umsichtig gehandelt und sofort mit einem Traktor eine Furche um das brennende Feld gezogen. Dadurch sei verhindert worden, dass sich das Feuer ausbreiten konnte, sagte ein Kreissprecher. In Demmin brannte eine Strohballenpresse aus. Auch hier war ein Blitzeinschlag der Grund. In Kröslin brannte nach einem Blitzeinschlag das Dach eines leer stehenden Einfamilienhauses. Die Feuerwehr konnte den Brand schnell löschen. Es wurde niemand verletzt.

Die B104 zwischen Schwerin und Rampe musste für zwei Stunden gesperrt werden. Mehrere Bäume kippten um, ein 64-jähriger und ein 67-jähriger Autofahrer kollidierten damit. Beide blieben unverletzt. Es entstand ein Schaden von 25.000 Euro. Auch mehrere Keller liefen voll. In Pasewalk fielen Äste auf ein parkendes Auto, auch in Waren und bei Anklam musste die Feuerwehr Bäume von der Straße räumen.

Heute Abkühlung auf 21 bis 27 Grad

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte gestern flächendeckend vor den Gewittern gewarnt und von einer “Lage mit hohem Unwetterpotenzial” gesprochen. Für einige Regionen in MV sind weiterhin starke Gewitter mit viel Regen, Hagel und stürmischen Böen vorhergesagt.

Heute soll es deutlich abkühlen auf 21 bis 26 Grad, in Mecklenburg-Vorpommern bis 27 Grad. Dabei soll es auch wieder zunehmend aufheitern. Auch für Sonnabend wird dann überwiegend freundliches Wetter im Norden erwartet. Am Sonntag erreichen die Temperaturen dann meist nur noch Werte um 20 Grad, dabei sind auch wieder Schauer und einzelne Gewitter möglich.

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Eine Herbstwiese ist von dunklen Wolken überzogen. © Matthias Schwenke Foto: Matthias Schwenke

Das Wetter in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen: Vorhersage, Regenradar, PLZ-Suche und Unwetterwarnungen.
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Siebenschläfer-Tag nur mit bedingter Aussagekraft

Laut Bauernregel soll das Wetter in den nächsten sieben Wochen so bleiben wie am Donnerstag – denn das war der Siebenschläfer-Tag. Müssen wir jetzt durchgängig mit besonders viel Hitze und anschließenden Gewittern rechnen? Ganz von der Hand zu weisen sei die Regel nicht, erklärte der DWD. Gegen Ende Juni stabilisiere sich häufig die Wetterlage, die die Witterung der folgenden Wochen bestimmt. Eine Garantie sei sie aber nicht – die Bauernregel beziehe sich zudem mehr auf den Zeitraum um den Siebenschläfer-Tag als auf das konkrete Datum.

Das sagt auch Wetterexperte Sebastian Wache aus Schleswig-Holstein. “Man darf die Siebenschläfer-Regel nicht an einem Tag festmachen, sondern über einen Zeitraum von Ende Juni bis Anfang Juli. Und das Wetter, was sich dann einstellt, hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit, also eine 50-Prozent-Chance, dass diese Wetterlage dann ein wenig länger Bestand haben kann. Letztes Jahr passte diese Regel ganz gut, da hatten wir einen recht verregneten Juli und August. Dieses Jahr will ich die Hoffnung nicht schmälern auf einen guten Sommer”, so Wache.

Klimawandel verändert Prognosen

Angesichts der Folgen des Klimawandels verändern sich diese Prognosen. “Gewisse Wetterlagen zeigen sich stabiler, das würde einerseits für den Siebenschläfer sprechen. Aber wir sehen mittlerweile immer häufiger kräftigere Hochdrucklagen auch über Mitteleuropa, die Unwetterlagen fördern können, wenn die heiße Luft aus dem Süden herangetragen wird.” Daher passe nicht mehr unbedingt, was vor 100 Jahren entdeckt worden sei.

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Ein blühendes Mohnfeld © Martin Kalkus Foto: Martin Kalkus

Einer alten Bauernregel zufolge soll sich Wetter am 27. Juni sieben Wochen so halten. Zuverlässige Vorhersage oder Unsinn?
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Eine Feuerwehrfrau steht im Stadtteil Öjendorf auf einer von starkem Regen überfluteten Straße. © picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt Foto: Daniel Bockwoldt

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27.06.2024 | 21:45 Uhr

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Author: RoteRuhrarmee1920

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