unbeirrt im Rennen ums Weiße Haus


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Nach einem schwachen Auftritt im TV-Duell weist Joe Biden Rücktrittsforderungen zurück. Die kommenden Tage könnten entscheidend sein.

Washington D.C. – Joe Biden, der amtierende US-Präsident, lässt sich von seinem missglückten TV-Auftritt nicht beirren und setzt seinen Wahlkampf fort, trotz der Forderungen nach seinem Rückzug. Der 81-Jährige war am Samstag in New Jersey und den Hamptons, einem beliebten Wochenendziel der Elite, um Spenden zu sammeln. Bei einer der privaten Veranstaltungen räumte er ein: „Ich verstehe die Bedenken nach der Debatte“. Er gab zu: „Ich hatte keinen großartigen Abend, aber ich werde noch härter kämpfen.“

Sein Wahlkampfteam bekräftigte, dass Biden weiterhin im Rennen um das Weiße Haus bleiben will. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass das Debakel und mögliche Konsequenzen bei einem Familientreffen zur Sprache kommen werden.

Wahlkampf in den USA - Biden in East Hampton
Joe Biden zeigte sich in der TV-Debatte gegen Donald Trump teilweise geschwächt. Er will trotzdem als Präsident kandidieren. © Evan Vucci/dpa

Rücktrittsforderungen nach TV-Duell: Biden soll Kandidatur zurückziehen – „um seinem Land zu dienen“

Am Donnerstag (27. Juni) lieferte sich Biden ein TV-Duell mit seinem republikanischen Gegner und Vorgänger Donald Trump. Beide streben nach der Präsidentschaftswahl im November eine Rückkehr ins Weiße Haus an. Aktuelle Umfragen deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin. Bidens Auftritt war jedoch ein Desaster – er verlor den Faden, murmelte vor sich hin, starrte mit offenem Mund ins Leere und konnte oft seine Sätze nicht richtig beenden. Nach dem Duell entbrannte in den USA eine Debatte darüber, ob Biden der richtige Kandidat für die Demokraten ist. „Um seinem Land zu dienen, sollte Präsident Biden aus dem Rennen aussteigen“, forderte die New York Times in einem Meinungsartikel.

Biden traf sich am Wochenende mit seiner Familie in Camp David, dem Landsitz der US-Präsidenten nahe Washington, um über die Zukunft seines Wahlkampfs zu beraten. Das Weiße Haus wies Berichte zurück, dass dieser Trip eine Reaktion auf das Debakel bei der TV-Debatte sei und betonte, dass die Reise bereits vor dem Rededuell bei CNN geplant war.

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Bidens Wahlkampfteam versuchte, die Situation zu kontrollieren. In einer E-Mail an Parteianhänger hieß es: „Bei der Debatte gab es nur eine Person, die es nicht verdient, als Präsidentschaftskandidat anzutreten. Je früher Trump die Bühne verlässt, desto besser wird es dem Land gehen“. Sie betonten, dass die Daten zeigen würden, dass das Duell nichts an der Wahrnehmung der amerikanischen Bevölkerung geändert habe. „Joe Biden wird der Kandidat der Demokraten sein, Punkt“, stand in einem anderen Text. Eine „Bettnässer-Brigade“ würde Biden zum Rückzug auffordern.

„Tritt zurück für die Demokratie“ – Umfragen sollen Zustimmung für Biden nach TV-Duell zeigen

Auf dem Weg zu einer Spendenveranstaltung in East Hampton, New York, wurde Biden von Demonstranten begrüßt, die Schilder mit den Aufschriften „Wir lieben dich, aber es ist an der Zeit“ und „Tritt zurück für die Demokratie“ hochhielten. Obwohl die führenden Mitglieder der Demokratischen Partei bisher geschlossen hinter Biden stehen, könnten die nächsten Tage entscheidend sein. Dann werden Umfragen zeigen, ob sich Bidens schwacher Auftritt auf die Wähler auswirkt.

Biden soll auf dem Parteitag im August in Chicago offiziell zum Präsidentschaftskandidaten seiner Partei gekürt werden. Er hat bereits die notwendigen Delegiertenstimmen bei den Vorwahlen gesammelt – der Parteitag ist bisher nur eine Formalität. Theoretisch könnte die Partei kurzfristig umschwenken und Biden aus dem Rennen nehmen. Dafür müsste Biden jedoch selbst den Weg freimachen und zurücktreten. Beobachter halten das für unwahrscheinlich. Und selbst wenn das passieren würde, stellt sich die Frage, wer Biden im Duell gegen den 78-jährigen Trump nachfolgen könnte.

Demokraten wollen Michelle Obama als Biden-Nachfolgerin – Suche nach Ersatz ist schwierig

Die Suche nach einer potenziellen Alternative ist schwierig. Die natürliche Nachfolgerin wäre Vizepräsidentin Kamala Harris, die jedoch sehr unbeliebt ist und kaum die erste Wahl sein dürfte. Ein anderer Name, der genannt wird, ist Gavin Newsom, der 56-jährige Gouverneur von Kalifornien. Es ist jedoch fraglich, ob der charismatische Politiker bei der ländlichen Bevölkerung punkten könnte. Auch Gretchen Whitmer, die 52-jährige Gouverneurin von Michigan, wird als Option genannt. Sie ist aufgrund ihrer strikten Coronapolitik zum Feindbild vieler Republikaner geworden.

Viele Demokraten sehen Michelle Obama, die frühere First Lady und Ehefrau von Ex-Präsident Barack Obama, als Hoffnungsträgerin. Es gibt immer wieder Aufrufe, dass die 60-Jährige ins Rennen um das Weiße Haus einsteigen soll, aber sie hat das stets abgelehnt. Eine plötzliche Meinungsänderung gilt als sehr unwahrscheinlich. Viele Beobachter betrachten die Diskussion über eine Alternative zu Biden ohnehin als reines Gedankenspiel. Zum einen sei es viel zu kurzfristig, rund vier Monate vor der Wahl auf einen neuen Kandidaten zu setzen, zum anderen denke Biden gar nicht daran, aufzugeben. (dpa/nhi)



Author: RoteRuhrarmee1920

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