UEFA EURO 2024: Österreichs Traum platzt gegen Türkei


Dieses Mal verzeichneten nicht die Österreicher einen Traumstart, sondern die Türkei. Nach 57 Sekunden bugsierte Demiral nach einer Ecke von Real-Madrid-Jungstar Arda Güler und einer Ping-Pong-Aktion mit den Protagonisten Baumgartner, Stefan Posch und Goalie Patrick Pentz den Ball unter die Latte. Österreich hatte durch Baumgartner postwendend die Chance auf den Ausgleich, doch er verzog knapp.

Nach der Pause drückte das ÖFB-Team auf das 1:1, doch auch Marko Arnautovic vergab allein vor Günok (51.). Die Türkei traf hingegen wieder durch Demiral nach einer Güler-Ecke (59.). „Joker“ Gregoritsch verwertete ebenfalls nach einem Corner (67.), das zu einem hitzigen Finish im Regen von Leipzig führte. Österreich spielte Powerplay, aber anders als beim 6:1 in einem Testspiel im März ließ sich die Türkei dieses Mal nicht düpieren. Baumgartner hatte den Ausgleich am Kopf, doch am Ende fischte Günok das Leder aus der langen Ecke (94.).

Österreich – Türkei: Günok-Reflex rettet Türken (90.+5)

Österreich verliert gegen defensivstarke Türkei unglücklich mit 2:1 und verabschiedet sich nach mehreren ungenutzten Chancen von der EM.

Österreich wartet weiter auf einen Sieg in einem K.-o.-Spiel seit 1954, die Türkei darf hingegen nun um ihr erstes EM-Halbfinale seit 2008 spielen. Gegner sind die Niederlande am Samstag im Olympiastadion von Berlin, wo zuletzt das ÖFB-Team seine Rolle als „Geheimfavorit“ unterstrich. In einer wie erwartet emotionalen Partie landete die Mannschaft von Rangnick auf dem bitteren Boden der Realität.

Von Feuerwerk bis Fanmarsch

Weil Vorfreude die schönste Freude ist, durften sich die Fans gleich sechs Tage lang auf dieses Duell freuen. Zuletzt gab es das in Wien im März, als die Türkei in einem Testspiel am Ende mit 1:6 unter die Räder kam. „Wir haben das nicht vergessen. Ehrlich gesagt, da ist eine Wunde in mir“, sagte Dortmund-Legionär Salih Özcan im Vorfeld. Für viele andere Protagonisten spielte dieses Duell aber keine große Rolle mehr: zu wenig aussagekräftig, weil ein Testspiel, und am Ende fiel das Ergebnis auch viel zu hoch aus, wie alle Protagonisten betonten.

Damals zündeten die Österreicher ein Torfeuerwerk, dieses Mal die türkischen Anhänger ein echtes in der Nacht vor dem Match direkt vor dem Hotel der Teamspieler, die es nicht wahrgenommen haben wollten. Mitbekommen haben sie sicherlich den nächsten Fanmarsch.

Österreichische Fans mit Banner


ORF/Bernhard Kastler

Zwar waren nicht so viele wie in der Gruppenphase dabei, aber wiederum Tausende nahmen viele Mühen auf sich, bei dieser Partie dabei zu sein. Einige reisten auch ohne Tickets an. Dabei sein ist dieser Tage viel, und die österreichischen Fans konnten wieder mit einem sympathischen Auftritt beim großen Nachbarn punkten.

Ein bisschen Heimspiel mit erwarteter Formation

Apropos Wiedersehen macht Freude: Viele Protagonisten des ÖFB-Teams kehrten an eine aktuelle oder alte Wirkungsstätte zurück. Rangnick führte RB Leipzig als Sportdirektor und Trainer in die Bundesliga, Marcel Sabitzer und Konrad Laimer avancierten hier zu Schlüsselspielern, Xaver Schlager ist einer, aber aktuell verletzt, und Christoph Baumgartner sowie Nicolas Seiwald arbeiten daran.

Baumgartner kehrte wie Laimer wieder in die Aufstellung zurück, Rangnick verzichtete dieses Mal auf Überraschungen, sodass man sogar im Vorfeld die richtige Startelf erraten konnte. In der Verteidigung kehrten Kevin Danso und Philipp Mwene zurück, Romano Schmid blieb, und Florian Grillitsch setzte sich auf die Bank. Der türkische Trainer Vincenzo Montella musste seinen Starspieler Hakan Cahanoglu gelbgesperrt vorgeben, die Hoffnungen ruhten auf den jungen Schultern von Arda Güler (Real) und Kenan Yildiz (Juventus).

Dieses Mal ein Fehlstart

Österreich ist für seine Traumstarts bekannt, dieses Mal verzeichnete diesen die Türkei. Zwar hatte das ÖFB-Team Anstoß und einen tiefen Lauf, doch der klappte nicht. Auf der Gegenseite spielten auch die Türken schnell in die Tiefe, was zu einer Ecke direkt vor den eigenen Fans führte. Sofort wurde es noch lauter als ohnehin schon im Kessel, und wenige Sekunden später noch einmal. Güler brachte die Ecke an die zweite Stange, Baumgartner klärte auf Posch, den Ping-Pong-Ball klärte Pentz vor die Füße von Demiral, der zur frühen Führung traf (1.).

Der Schock wurde schnell verdaut, Baumgartner verzog quasi postwendend knapp vorbei an der linken Stange (2.). Österreich hielt den Druck aufrecht, und Leipzig-Legionär Baumgartner wollte auch in seinem Zuhause zeigen, dass er zu Unrecht so wenig spielte. An einer weiteren Hereingabe rutschte der 24-Jährige knapp vorbei (5.), und auch Philipp Lienhart setzte einen Kopfball knapp über das Tor (7.).

Merih Demiral (AUT) trifft zum 1:0


APA/AFP/Angelos Tzortzinis

Demiral knallte den Ball nach 57 Sekunden unter die Latte

Aber in der ersten Hälfte klappte freilich auch nicht alles, die Türken hatten wie schon in Wien Lösungen parat, sich dem Pressing zu entziehen. Selbst präsentierte sich Österreich im Aufbau ungenau und unpräzise, die Spieler tauschten sich viel aus. Die Türkei blieb bis auf wenige Momente ungefährlich, Österreich kam aber vor der Pause auch nicht mehr zu großen Chancen. Die Türken hatten alles gut zugestellt, so musste in der Pause auch reagiert werden.

Österreich hat Chancen, Türkei trifft

Michael Gregoritsch und Alexander Prass kamen für mehr offensiven Drang in die Partie, Mwene und Schmid blieben in der Kabine. Und die Umstellungen, auch positionsbedingt, machten sich bezahlt. Das ÖFB-Team schnürte die Türken nun in der eigenen Hälfte ein und kam zu Chancen. Posch mit dem Zuspiel zu Arnautovic, der allein vor Mert Günök den Tormann flach anschoss (51.). Laimer kam zwei Minuten später zum Abschluss, verfehlte aber das Tor. Ebenso Arnautovic, der Stürmer stand aber beim Zuspiel davor ohnehin im Abseits (55.).

Österreich – Türkei: 0:2 Demiral (59.)

Österreich verliert gegen die defensivstarke Türkei unglücklich mit 2:1 und verabschiedet sich nach mehreren ungenutzten Chancen von der EM.

Und die Türkei? Traf. Wie in der ersten Hälfte brachte Güler eine Ecke scharf vor das Tor von Pentz. Wieder war Demiral zur Stelle, der das Leder dieses Mal mit dem Kopf wuchtig zum 2:0 verwertete (59.). Nun saß der Schock beim österreichischen Team naturgemäß tief, aber nach wenigen Minuten fingen sich die Österreicher wieder.

Gregoritsch verkürzt, Günok verhindert Ausgleich

Und auch die Österreicher trafen letztlich nach einem Eckball. Sabitzer, der bei einem Corner von den zahlreichen geworfenen Bechern auch getroffen wurde, brachte den Ball in die Mitte, Posch scherzelte den Ball weiter, und an der zweiten Stange vollendete Gregoritsch zum 1:2 (67.). Es war der Auftakt für einen Sturmlauf im Regen von Leipzig, der am Ende nicht zum Ausgleich reichte.

Österreich – Türkei: 1:2 Gregoritsch (66.)

Österreich verliert gegen defensivstarke Türkei unglücklich mit 2:1 und verabschiedet sich nach mehreren ungenutzten Chancen von der EM.

Österreich lief permanent an, flankte von allen Seiten und kam gegen die zwei türkische Fünferketten auch zu Abschlüssen. Allen voran Baumgartner köpfelte mehrmals Richtung Tor (84./86.), er verfehlte das Tor aber noch klar. Zwischendurch hatte Baris Alper Yilmaz zweimal Chancen, den Sack zuzumachen, aber Pentz wehrte ab. In der letzten Aktion hatte Baumgartner dann die beste Chance auf den Ausgleich, doch seinen Kopfball fischte Günok sensationell aus der langen Ecke (94.). Die Türkei feierte, Österreich war am Boden zerstört.

EM-Achtelfinale

Dienstag:

Österreich – Türkei 1:2 (0:1)

Stadion Leipzig, 40.000, SR Soares Dias (POR)

Torfolge:
0:1 Demiral (1.)
0:2 Demiral (59.)
1:2 Gregoritsch (67.)

Österreich: Pentz – Posch, Danso, Lienhart (65./Wöber), Mwene (46./Prass) – Seiwald, Laimer (65./Grillitsch) – Schmid (46./Gregoritsch), Baumgartner, Sabitzer – Arnautovic

Türkei: Günok – Müldür, Bardakci, Demiral, Kadioglu – Yüksek (58./Özcan), Ayhan – Yilmaz, Kökcü (83./Kahveci), Yildiz (78./Aktürkoglu) – Güler (78./Yokuslu)

Gelbe Karten: Lienhart, Schmid bzw. Yüksek, Kökcü



Author: RoteRuhrarmee1920

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