Russischer Soldat verzweifelt – „Sie zerstückeln uns“


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Russlands Kommandanten schicken ihr Militär ohne Rücksicht auf Verluste in den Kampf, erzählt ein Soldat. Die Lage an der Charkiw-Front ist fatal.

Wowtschansk – Zu Beginn der Charkiw-Offensive bangten ukrainische Soldaten. Doch das erwartete schnelle Vorrücken russischer Truppen an der neuen Front im Ukraine-Krieg blieb bisher aus. Trotz hoher Verluste beider Seiten offenbart sich: Die Lage an der Front ist besonders düster für die Soldaten aus Russlands Militär. Das beklagt ein russischer Kämpfer in einem Video.

Hohen Verluste für Putin im Ukraine-Krieg: Russischer Soldat spricht von „Massaker“

Russland sei weit davon entfernt, Wowtschansk einzunehmen, erklärte Anton Andrejew in einem Video. Das knapp vierminütige Video wurde ursprünglich vom russischen Sender Astra veröffentlicht und von The Guardian verifiziert. Die Lage sei katastrophal. „Man geht durch die Straße und alles scheint in Ordnung zu sein“, fuhr er fort. „Aber dann wird man in ein Massaker verwickelt. In der ersten Nacht starb sofort die Hälfte der Kompanie“, sagte er. Seine Einheit sei inzwischen dezimiert worden. Von 100 Soldaten seien nur noch zwölf am Leben gewesen, als sie in Wowtschansk, einem Hauptziel der russischen Vorstöße, unter ständigen ukrainischen Beschuss und Drohnenangriffe gerieten.

Ukraine-Krieg - Charkiw
Ukrainische Soldaten schießen auf russische Stellungen an der Charkiw-Front. © picture alliance/dpa/AP | Evgeniy Maloletka

Charkiw-Offensive im Ukraine-Krieg: 400 russische Soldaten eingekesselt

Die Kleinstadt Wowtschansk sollte nur ein Zwischenstopp in der Offensive auf Charkiw sein. Russlands Militär war zu Beginn im Mai noch zuversichtlich, die nordostukrainische Region einnehmen zu können – die Realität sieht nun anders aus. Laut Militärbloggern soll eine große Gruppe an russischen Soldaten vom Rest abgeschnitten und von Ukrainern eingekesselt worden ein. Es soll sich um etwa 400 Soldaten handelt, berichtete n-tv. Befreiungsversuche seien fehlgeschlagen. Putins Soldaten würden sich bald gezwungen sehen, sich zu ergeben, wenn sie nicht sterben wollen, heißt es in ukrainischen Medien. In der Region Charkiw seien in den letzten Tagen bis zu 60 russische Offensivtruppen gefangen genommen worden, so die Kyiv Post.

„Zerstückeln uns einfach“: Russlands Kommandanten zwingen Soldaten in den Kampf an der Charkiw-Front

Trotzdem zwingen russische Kommandanten ihre Soldaten, weiter vorzurücken – ohne Pause und ohne Rücksicht auf Verluste. „Vorwärts, vorwärts, nicht stillsitzen, Sägewerk besetzen, Schützengräben besetzen“, zitierte Andrejew die Befehle. Ihnen sei nur leichtes Gepäck erlaubt. Doch fehlende Panzerung habe Folgen: „Sie zerstückeln uns einfach. Wir werden bei Tageslicht unter Maschinengewehrfeuer und Drohnen geschickt, wie Fleisch“, beklagte der Soldat die Befehle seiner Vorgesetzten. „Ich weiß nicht, ob ich da rauskomme oder nicht, aber ich muss das sagen, um das Andenken derjenigen zu ehren, die hier wegen bestimmter Personen wie Fleisch gestorben sind“, betonte er nochmal.

Russlands Deserteure: Hohe Verluste führen zu mehr Militärverweigerern

Zuvor hatten abgefangene Telefonate auf eine prekäre Lage an der Charkiw-Front schließen lassen. Der ukrainische Sicherheitsdienst (SBU) veröffentlicht etwa ein Gespräch zwischen einem russischen Soldaten und seiner Mutter: Die russischen Truppen stehen demnach unter Dauerbeschuss und die Zahl der Verluste steige drastisch an.

Die Lage an der Front hat zu einem Zuwachs an russischen Deserteuren geführt. Dagegen gehe die russische Militärführung nun vor, berichtete das unabhängige russische Nachrichtenportal Verstka. Hunderte kampfunwillige Soldaten seien verschleppt und mit vorgehaltener Waffe in die Schützengräben geschickt worden.

Ukraine-Krieg: Russland hat Verluste in Charkiw – Erfolge im Osten der Ukraine

Zwar stockt die Charkiw-Offensive der Russen, doch gleichzeitig verfolgt das russische Militär weiterhin die gesamte Einnahme der östlichen Region Donezk. Um sich im Nordosten verteidigen zu können, musste die Ukraine wichtige Reserven und Soldaten von den Verteidigungsstellungen im Osten abziehen. Die Kreml-Truppen zeigen kein Interesse daran, dort in naher Zukunft nachzulassen. (hk)



Author: RoteRuhrarmee1920

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