Mit diesen Tricks will Trump das TV-Duell gegen Biden gewinnen


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Ungewöhnlich früh steht in der kommenden Nacht die erste TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten an. Donald Trump will dabei ruhiger auftreten als sonst.

Atlanta – Mehr als vier Monate vor der US-Präsidentschaftswahl steht nun in der Nacht auf Freitag das erste TV-Duell an. Früher als sonst treten die beiden Präsidentschaftskandidaten – Donald Trump für die Republikaner und Joe Biden für die Demokraten – gegeneinander an. Früher fanden die TV-Duelle erst in den drei Monaten vor der Wahl statt.

Unüblich ist der frühe Debatten-Termin auch deshalb, weil Biden und Trump noch gar nicht offiziell als Präsidentschaftskandidaten nominiert sind. Die Republikaner werden Ex-Präsident Trump erst bei einem Parteitag Mitte Juli zum Kandidaten küren, die Demokraten wollen Präsident Biden bei einer Versammlung im August nominieren.

TV-Debatte in den USA: Trump und Biden duellieren sich auf CNN

Der frühe Termin des TV-Duells entspricht jedoch den Wünschen des Biden-Lagers. Als einer der Gründe wurde dort genannt, dass die Fernsehdebatten diesmal schon vorbei sein sollen, bevor der Wahlprozess beginnt – durch die von Millionen Bürgern genutzte Option der vorgezogenen Stimmabgabe startet die Wahl schon ab der zweiten Septemberhälfte. Eine zweite Debatte ist für den 10. September angesetzt.

Die Debatte am Donnerstagabend (Ortszeit) wird vom TV-Sender CNN in Atlanta im Bundesstaat Georgia veranstaltet. Moderiert wird das 90-minütige Duell von dem CNN-Journalisten Jake Tapper und Dana Bash. Publikum wird es nicht geben. CNN legte in Absprache mit den Wahlteams fest, dass das Mikrofon jenes Kandidaten, der gerade nicht an der Reihe ist, stumm geschaltet wird – was störendes Dazwischenreden verhindern soll. An ihr Redepult dürfen Biden und Trump keine vorbereiteten Notizen mitnehmen, sondern nur einen Stift, einen leeren Notizblock und eine Flasche Wasser.

Treten auf CNN zum TV-Duell an: Donald Trump und Joe Biden.
Treten auf CNN zum TV-Duell an: Donald Trump und Joe Biden. © Manuel Balce Ceneta/Alex Brandon/dpa/Montage

CNN zeigt US-Präsidentschaftsdebatte: Trump und Biden vereinbaren neue Bedingungen

Beobachter bewerten die Rahmenbedingungen als vorteilhafter für Amtsinhaber Biden. Vor allem das Abstellen des Mikrofons könnte zu einem Vorteil Bidens werden. Auch 2020 lieferten sich Biden und Trump zwei TV-Duelle. Und dabei ging es sehr aggressiv zu. In Erinnerung geblieben ist etwa Bidens verärgerte Reaktion auf Trumps wiederholtes Dazwischenreden: „Kannst Du die Klappe halten, Mann?“ Auch dass der eher linke TV-Sender CNN das TV-Duell überträgt und nicht etwa der Trump-freundliche Sender Fox News, könnte zum Vorteil Bidens werden.

Zwar hatte sich Trump selbst mit der Ankündigung, er stünde „jederzeit, an jedem Ort“ für ein TV-Duell zur Verfügung, selbst in den Ring befördert. Jedoch versucht das Trump-Lager seit geraumer Zeit die Debatte zu diskreditieren. Sie sei „rigged“, also „manipuliert“, heißt es. Außerdem seien die Rahmenbedingungen nicht fair, dabei hatte sein Lager nach Verhandlungen den Regeln längst zugestimmt. Auch würde Biden Aufputschmittel nehmen – er solle vor dem Auftritt einen Drogentest absolvieren, fordert die Trump-Kampagne.

Präsidentschaftsdebatte in den USA: Trump mit altbekannter Taktik

Die Taktik von Trump ist dabei eine altbekannte. Das Narrativ seines Lagers lautet: Sollte Trump die Debatte gewinnen, dann als Held und gegen sämtliche Widerstände. Und sollte Biden besser abschneiden, dann wäre bei den für Trump unzumutbaren Umständen ohnehin damit zu rechnen gewesen. Auf ähnliche Weise verhält sich der ehemalige US-Präsident auch bei den zahlreichen Prozessen, die derzeit gegen ihn laufen.

Wahlkampfexperten raten Trump dabei, in der Debatte betont ruhig zu bleiben. Bei Wahlkampfauftritten würde Trump häufig theatralisch reden, häufig laut werden und die Menge animieren. Nun müsse sein Ziel vor allem sein, „Wählern ein gewisses Maß an Sicherheit zu bieten, dass er sich nicht wie ein totaler Verrückter aufführen wird, wenn er gewählt wird“, sagt Tim Pawlenty, ehemaliger Gouverneur des US-Bundesstaats Minnesota, gegenüber dem US-Medium Politico.

TV-Duell in den USA: Trump will ruhiger auftreten, Biden liegt in Umfragen zurück

Karl Rove, Stratege der Republikanischen Partei, sagte dem Magazin, Trump müsse nicht die Leute überzeugen, die bei seinen Wahlkampfauftritten zu ihm aufschauen. Er müsse die Menschen ansprechen, „die sich in der Schwebe befinden, die sehen wollen, ob er konstruktiv und ruhig wirkt und eine klare Vorstellung davon hat, was er tun will“. Darauf solle der ehemalige US-Präsident besonders achten.

Die Umfragen deuten darauf hin, dass es bei der Wahl am 5. November wie schon 2020 ein sehr knappes Rennen geben wird. Trumps strafrechtliche Verurteilung im New Yorker Schweigegeldprozess hat auch nichts daran geändert, dass er in mehreren der als wahlentscheidend geltenden Schlüsselstaaten vorn liegt. Mehr als vier Monate vor der Wahl haben die Umfragen allerdings nur einen sehr begrenzten Aussagewert, da noch viel passieren kann, was die Wahldynamik beeinflusst.

TV-Debatte auf CNN: Biden mit akribischer Vorbereitung, Trump trifft sich mit Senatoren

Biden bereitet sich akribisch auf die Debatte vor, bereits seit vergangenem Donnerstag hatte er sich dafür nach Camp David, den Landsitz der US-Präsidenten bei Washington, zurückgezogen. Für sein Training lässt Biden einen seiner Berater den Trump mimen.

Trump wiederum absolvierte nach Auskunft seines Teams zwar kein ähnlich strammes Debattentraining wie sein Rivale. Laut Medienberichten hat sich der Ex-Präsident jedoch mit Senatoren und potenziellen Anwärtern auf die Vizepräsidentschaftskandidatur umgeben, um mit ihnen über voraussichtliche Themen des TV-Duells zu diskutieren.

TV-Duell in den USA: Biden und Trump sammeln Argumente für Debatte

Trump setzt auch in diesem Wahlkampf auf aggressive Polemik gegen Zuwanderer und dürfte Biden in der Debatte erneut persönlich für die Rekordzahlen irregulärer Migranten an der Grenze zu Mexiko verantwortlich machen – wenngleich der Präsident erst kürzlich die Migrationsregeln drastisch verschärft hat. Der Rechtspopulist wird Biden auch ein kolossales Versagen in der Wirtschaftspolitik vorwerfen – obwohl die Daten auf eine durchaus solide Erholung der US-Wirtschaft hinweisen.

Umgekehrt wird Biden versuchen, das Abtreibungsrecht in den Vordergrund zu stellen. Er wirft Trump vor, mit seiner einstigen Nominierung dreier konservativer Richter im Supreme Court die Abschaffung des landesweiten Abtreibungsrechts durch das Gericht 2022 ermöglicht zu haben. Biden wird seinen Rivalen zudem – unter anderem wegen dessen Sympathien für Kreml-Chef Wladimir Putin als außenpolitisches Risiko darstellen, nicht zuletzt mit Blick auf den Ukraine-Konflikt.

US-Präsidentschaftsdebatte: Hohes Alter der Kandidaten könnte Thema werden

Vor allem aber wird Biden seinen Kontrahenten als Gefahr für die Demokratie beschreiben. Dass Trump seine Wahlniederlage gegen Biden von 2020 nie akzeptiert hat, damals gegen den Wahlausgang intervenierte und deswegen strafrechtlich verfolgt wird, liefert Biden reichlich Material für seine Warnungen.

Umgekehrt dürfte Bidens hohes Alter zum Thema der Debatte werden. Der 81-Jährige nährt immer wieder selbst mit Aussetzern die Zweifel an seiner Eignung für das Amt. Wie offensiv Trump das Thema in der Debatte angeht, ist fraglich. Denn es handelt sich für ihn um ein zweischneidiges Schwert – mit seinen 78 Jahren ist Trump nicht viel jünger, und auch er verheddert sich immer wieder verbal. (fmü/afp)



Author: RoteRuhrarmee1920

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