Krim mit westlichen Raketen angegriffen, Russland empört


Die Lage auf der Krim eskaliert in diesen Tagen: Am vergangenen Wochenende kam es nämlich zu mehreren Explosionen und Raketenangriffen auf die von Russland besetzte Halbinsel. Erst explodierte eine von Russland abgefangene ukrainische Rakete über einem Stadtstrand in Sewastopol; wenige Stunden später kam es in der Küstenstadt Jewpatorija zu ähnlichen Explosionen.

Einen Tag nach dem ukrainischen Raketenangriff haben die Behörden in Sewastopol den Ausnahmezustand verhängt. „Ich verfüge auf dem Gebiet der Stadt Sewastopol bis auf weiteres den Ausnahmezustand“, heißt es in dem von Gouverneur Michail Raswoschajew herausgegebenen Dekret, das russische Nachrichtenagenturen veröffentlichen. Für den 24. Juni wurde von den Behörden ein Trauertag angekündigt.

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Russland gibt USA Schuld für Raketenangriff

Doch der Reihe nach: Am Sonntag flog die ukrainische Armee mit amerikanischen ATACMS-Kurzstreckenraketen Angriffe auf die größte Stadt der Krim, Sewastopol. Örtliche Behörden sprachen von vier Toten, darunter zwei Kindern, und mindestens 151 Verletzten – 82 von ihnen sollen in Krankenhäusern behandelt werden. Dabei wurden die Opfer am helllichten Tage von herabfallenden Trümmerteilen erschlagen, als die russische Luftabwehr auf der Krim die ATACMS-Raketen über Sewastopol abgeschossen hat.

Der Kreml sprach zunächst von einem gezielten Terroranschlag. Lokale Medien und Telegram-Kanäle berichten im Zusammenhang mit dem Angriff auf Sewastopol vom schwerwiegendsten Vorfall auf der Krim seit mehreren Jahren. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau, das zunächst den Abschuss aller ukrainischen Raketen für sich in Anspruch genommen hatte und die Explosion am Strand mit der von der Flugabwehr herbeigeführten Kursänderung einer Rakete erklärte, widerrief allerdings wenig später die Aussage des Terroranschlags.

Stattdessen seien nur vier der fünf ATACMS-Raketen abgefangen worden, die fünfte hätte die ukrainische Militärführung bewusst über dem Stadtstrand von Sewastopol explodieren lassen. Russlands Militär kündigte derweil für den Vorfall Vergeltung an. „Die Verantwortung für den vorsätzlichen Raketenangriff auf Zivilisten in Sewastopol liegt in erster Linie bei Washington, das die Waffen an die Ukraine geliefert hat“, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau.

Der von Moskau eingesetzte Gouverneur von Sewastopol, Raswoschajew, teilte auf seinem Telegram-Kanal mit, er habe bereits mit Russlands Präsident Wladimir Putin telefoniert, der ihm sein Beileid ausgesprochen habe.

Amerikanische Botschafterin ins Moskauer Außenministerium einbestellt

Die meisten Opfer hielten sich während des Vorfalls am Strand Utschkujewka im Norden von Sewastopol auf, als die Raketentrümmer herunterkamen. Außerdem kursieren in den russischen sozialen Medien Fotos von einem brennenden Haus im selben Stadtteil. Der Gouverneur von Sewastopol hat daraufhin sämtliche medizinischen Einrichtungen in der Region mobilisiert, um Verletzte zu versorgen.

Die amerikanische Botschafterin in Russland, Lynn Tracy, in einem Moskauer Gericht

Die amerikanische Botschafterin in Russland, Lynn Tracy, in einem Moskauer GerichtRussian Look/imago

Auch das politische Moskau reagiert auf die Krim-Attacken: Demnach wurde die amerikanische Botschafterin in Moskau, Lynn Tracy, ins russische Außenministerium einbestellt. Ihr wurde laut russischen Medien mitgeteilt, dass „Washingtons Maßnahmen nicht ungestraft bleiben werden“. Die Flugdaten für die eingesetzten ATACMS-Raketen würden „von US-Spezialisten auf der Grundlage von Daten der US-Satellitenaufklärung“ eingegeben, hieß es schon vorab vom russischen Verteidigungsministerium. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warf der amerikanischen Regierung vor, sie „töte russische Kinder“.

Weder Washington noch Kiew äußerten sich zunächst zu dem Raketenangriff vom Sonnabend. Die Krim ist seit Beginn des russischen Angriffskrieges immer wieder Ziel von ukrainischen Angriffen, da die Halbinsel für die russische Armee ein wichtiger logistischer Knotenpunkt ist. Sewastopol ist beispielsweise der Haupthafen der russischen Schwarzmeerflotte; außerdem befindet sich der Militärflugplatz Belbek in der Stadt.

Weitere Explosionen in beliebter Touristen-Hochburg

In der Nacht zum Montag kam es dann zum wiederholten Male zu Luftalarm auf der annektierten Halbinsel. In der unter russischen Touristen beliebten Küstenstadt Jewpatorija soll es mehrere Explosionen gegeben haben. „Ich hörte zwei sehr heftige Explosionen in der Stadt. Die Fenster des Hauses bebten, in der Stadt waren Krankenwagen- und Polizeisirenen zu hören“, heißt es in lokalen Telegram-Kanälen. Auch wenige Kilometer westlich von Jewpatorija, in Vitino, wurde von Großbrand von der Feuerwehr registriert.

Derweil sorgt die Anschlagsserie auf der Krim auch unter Moskauer und Petersburger Touristen für Unruhe. Es kommt nämlich seit dem Wochenende zu massenhaften Absagen von gebuchten Reisen. Reiseveranstalter auf der Halbinsel insistieren allerdings darauf, dass trotz der tödlichen Vorfälle weiterhin Touristen aus Russland kommen. Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung in Moskau fordert wiederum Reisende dazu auf, die Lage auf der Krim zu verfolgen und auf Evaluierungen der lokalen Behörden zu achten.



Author: RoteRuhrarmee1920

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