Gazastreifen: Tote nach Angriff bei Büro des Roten Kreuzes


„Schwerkalibrige“ Geschoße seien am Freitagnachmittag „in unmittelbarer Nähe des Büros und der Wohnhäuser“ des IKRK in einem Ort bei Rafah eingeschlagen, teilte die Organisation mit. Das habe einen starken Zustrom von Opfern auf das nahegelegene Feldkrankenhaus des Roten Kreuzes ausgelöst. Angriffe in „gefährlicher Nähe humanitärer Einrichtungen gefährden das Leben von Zivilisten und Mitarbeitern des Roten Kreuzes“.

Zudem seien die Standorte der Organisation den Konfliktparteien bekannt und auch deutlich gekennzeichnet. „Dieser schwerwiegende Sicherheitsvorfall ist einer von mehreren in den vergangenen Tagen“, heißt es weiter. „Bereits zuvor haben verirrte Kugeln Standorte des IKRK getroffen.“ Die Organisation rief Israel und die radikalislamische Hamas angesichts des Kriegs im Gazastreifen bereits mehrfach dazu auf, Zivilisten zu schützen.

Israel will Vorfall untersuchen

Vertreter der Hamas geben Israel die Schuld an dem Angriff. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte, es gebe „keine Hinweise darauf, dass die Armee einen Angriff in der humanitären Zone in Al-Mawasi ausführte“. Der Vorfall werde untersucht.

In dem Mittte Mai eröffneten IKRK-Büro können bis zu 200 Menschen täglich versorgt werden. Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) stellte die Wasseraufbereitungsanlage, mit der sauberes Trinkwasser produziert werden kann.

Guterres: „Totale Gesetzlosigkeit“

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres beklagte am Freitag in New York die „totale Gesetzlosigkeit“ und Chaos im Gazastreifen. Das verhindere die Verteilung humanitärer Hilfe. Es gebe dabei extreme Schwierigkeiten, Lastwägen würden geplündert. Das Problem bestehe nicht nur darin, Hilfsgüter nach Gaza zu bringen.

„Es muss ein Mechanismus vorhanden sein, der ein Mindestmaß an Recht und Ordnung garantiert, damit die Verteilung stattfinden kann“, forderte Guterres. Er drängte daher erneut auf eine sofortige Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas.

Antonio Guterres


IMAGO/Pacific Press Agency/Lev Radin

Guterres beklagt „totale Gesetzlosigkeit“ im Gazastreifen

Plünderungen nehmen zu

Ein BBC-Bericht untermauet Guterres’ Darstellung, dass Hilfsorganisationen nach wie vor Schwierigkeiten hätten, lebenswichtige Hilfsgüter in den südlichen Gazastreifen zu bringen. „Die Plünderungen haben ein beträchtliches Ausmaß angenommen“, sagte Georgios Petropoulos, Leiter des UNO-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA).

UNO-Beamten zufolge würden die Hilfslastwagen systematisch von bewaffneten Banden angegriffen und gestoppt. Das betreffe auch Lastwagen, die Treibstoff nach Gaza bringen. Unklar sei, ob die Banden mit der Hamas oder den Clans im Gazastreifen verbunden seien, so Petropoulos. Im Gazastreifen gibt es nur noch wenige Polizeibeamte.

Lkws mit Hilfsgütern


Reuters/Mussa Issa Qawasma

Die Plünderungen von Lastwagen mit Hilfsgütern nehmen zu

Warnung vor Ausweitung auf Libanon

„Tiefe Besorgnis“ drückte Guterres über die Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der proiranischen Hisbollah-Miliz im Libanon aus. Die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten sei „real“ und müsse vermieden werden. „Eine unüberlegte Handlung – eine Fehlkalkulation – könnte eine Katastrophe auslösen, die weit über die Grenze hinausgeht und, offen gesagt, die Vorstellungskraft übersteigt“, warnte der UNO-Generalsekretär.

Die Menschen in der Region und in aller Welt könnten es „sich nicht leisten“, dass der Libanon ein weiteres Gaza wird. Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen vor mehr als acht Monaten kommt es täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee mit der Hisbollah im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon. Tote gab es dabei auf beiden Seiten. In Ortschaften beiderseits der Grenze hat der gegenseitige Beschuss schwere Zerstörungen angerichtet. Rund 150.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.

Über 250 Menschen als Geiseln verschleppt

Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas auf Israel im Oktober vergangenen Jahres ausgelöst worden, bei dem islamistische Kämpfer laut israelischen Angaben 1.194 Menschen töteten und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppten.

Als Reaktion geht Israel seither militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden dabei bisher mehr als 37.430 Menschen getötet.



Author: RoteRuhrarmee1920

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