Frankreich-Wahl: Le Pens Partei mit 34 Prozent an „Schwelle zur Macht“ – Macronisten nur auf Platz drei


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Le Pens Partei mit 34 Prozent an „Schwelle zur Macht“ – Macronisten nur auf Platz drei

Anhänger des Rassemblement National bejubeln die Hochrechnungen Anhänger des Rassemblement National bejubeln die Hochrechnungen

Anhänger des Rassemblement National bejubeln die Hochrechnungen

Quelle: picture alliance/dpa/MAXPPP/Maillard

Die erste Runde der vorgezogenen französischen Parlamentswahl entscheidet das rechtsnationale Rassemblement National (RN) laut Hochrechnungen mit 34 Prozent für sich. Macrons Mittelager wählen nur 21 Prozent. Premierminister Gabriel Attal findet klare Worte.

Nach Prognosen von Sonntagabend könnte der Rassemblement National nach der zweiten Runde auf eine relative oder absolute Mehrheit kommen. Das Regierungslager von Präsident Emmanuel Macron liegt abgeschlagen bei etwa 21 Prozent.

Auf das Linksbündnis Nouveau Front Populaire entfallen etwa 29 Prozent. Macrons Mitte-Lager liegt somit auf Platz drei, wie die Sender TF1 und France 2 am Sonntag nach Schließung der Wahllokale berichteten. Wie viele Sitze die Blöcke in der Nationalversammlung bekommen, wird aber erst in Stichwahlen am 7. Juli entschieden.

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Der RN erhebt für sich den Anspruch, die neue Regierung zu bilden. Allerdings will er das nur mit der absoluten Mehrheit der Sitze tun. Ob dies gelingt, ist offen.

Macron fordert „breites Bündnis“ in zweiter Wahlrunde

Emmanuel Macron rief die Wähler nach Schließung der Wahllokale auf, in der zweiten, entscheidenden Wahlrunde einen Sieg des rechten Lagers zu verhindern. „Angesichts des Rassemblement National ist es nötig, ein breites, demokratisches und republikanisches Bündnis für die zweite Wahlrunde zu bilden“, erklärte Macron nach Angaben des Elysées am Sonntag.

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Dieser Wahlgang wird entscheidend, da direkte Mandate jetzt nur mit absoluter Mehrheit in den Wahlkreisen gewonnen werden konnten. Dies sind normalerweise nur ein Bruchteil der insgesamt 577 zu vergebenen Sitze. In der zweiten Runde reicht dann eine einfache Mehrheit.

Präsident Macron

Präsident Macron

Quelle: picture alliance/dpa/MAXPPP/Johan Ben Azzouz

Die Wahlbeteiligung war mit mehr als 60 Prozent so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die hohe Wahlbeteiligung in der ersten Runde zeuge von der „Bedeutung dieser Wahl für alle unsere Landsleute und von dem Willen, die politische Situation zu klären“, betonte der Präsident. „Ihre demokratische Wahl verpflichtet uns“, fügte er hinzu.

Die frühere RN-Chefin Marine Le Pen begrüßte derweil den Ausgang der ersten Runde. Der Block von Präsident Macron sei „praktisch ausgelöscht“, sagte Le Pen am Sonntagabend in einer ersten Reaktion.

Le Pen und Bardella wollen „absolute Mehrheit“

Die Franzosen hätten „ihren Willen gezeigt, die Seite von sieben Jahren verachtender und zersetzender Macht“ Macrons umzuschlagen, sagte Le Pen, die in ihrem Wahlkreis im Norden bereits im ersten Wahlgang gewählt wurde. Sie rief die Franzosen außerdem dazu auf, dem RN im zweiten Wahlgang „die absolute Mehrheit“ für ihre Partei zu geben.

„Wenn die Wähler uns am kommenden Sonntag zu einer absoluten Mehrheit verhelfen, um das Land wieder aufzubauen, will ich der Premierminister aller Franzosen sein“, sagte Jordan Bardella, der Chef des RN. „Indem sie die Kandidaten des RN und seiner Verbündeten an die Spitze gebracht haben, haben die Franzosen eine beispiellose Hoffnung im Land geweckt. Ich rufe sie zu einer letzten Anstrengung auf“, sagte der 28-Jährige.

Premierminister kündigt Rückzug von 60 Kandidaten an

Der französische Premierminister Gabriel Attal

Der französische Premierminister Gabriel Attal

Quelle: picture alliance/dpa/AP/Thomas Padilla

Premierminister Gabriel Attal hat am späten Abend den Rückzug von etwa 60 Kandidaten des Regierungslagers in der zweiten Runde angekündigt. Dies solle den Sieg rechtspopulistischer Kandidaten verhindern, sagte er am Sonntagabend in Paris. „Unser Ziel ist klar, es geht darum zu verhindern, dass das Rassemblement National im zweiten Wahlgang die absolute Mehrheit erlangt, die Nationalversammlung dominiert und das Land mit seinem verhängnisvollen Projekt regiert“, sagte Attal in Paris.

„Noch nie in unserer Demokratie war die Nationalversammlung wie heute Abend dem Risiko ausgesetzt, von der extremen Rechten dominiert zu werden.“ Außerdem stünde „die extreme Rechte“ nun „an der Schwelle der Macht“, wie Attal einräumte.



Author: RoteRuhrarmee1920

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