EM 2024: Einzelkritik – Schlotterbeck, Raum und Andrich die Besten, Kroos ohne Glanz


Die deutsche Mannschaft ist mit dem 2:0 (0:0) über Dänemark ins Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft eingezogen. Innenverteidiger Antonio Rüdiger, dessen Einsatz in den Tagen vor dem Spiel fraglich gewesen war, wurde anschließend zum Man of the Match gekürt. Es gab allerdings noch bessere Leistungen. Die Spieler in der Einzelkritik:

Manuel Neuer: EM-Rekord-Torwart war der 38-Jährige bereits vor der Partie, nun überholte mit seinem 19. EM-Spiel auch Bastian Schweinsteiger und wurde zum alleinigen deutschen EM-Rekordspieler. In der fünften Spielminute unterlief ihm ein gefährlicher Fehlpass, den seine Abwehr in höchster Not ausbügelte. Ansonsten sehr sicher. Parierte kurz vor der Halbzeitpause nach einem Konter der Dänen im letzten Moment gegen Rasmus Höjlund – eine ganz wichtige Tat, es war bis dahin die größte Torchance der Dänen. In der zweiten Halbzeit hielt Neuer erneut einen Schuss von Höjlund aus wenigen Metern Entfernung. Note: 2

Joshua Kimmich: Begann wie seine gesamte Mannschaft stark. Seinen Schuss in der sechsten Spielminute konnte Kasper Schmeichel halten. Sorgte als Rechtsverteidiger über seine Außenbahn immer wieder für Gefahr. Defensiv meist absolut auf der Höhe. Orientierte sich immer wieder auch mal in die Mitte und bot seinen Kollegen eine Anspielstation. Note: 2

Antonio Rüdiger: Die Mannschaft hatte unter der Woche um seinen Einsatz bangen müssen. Doch nach einer Zerrung im hinteren Oberschenkel wurde der Innenverteidiger von Real Madrid rechtzeitig fit. Stand bei einem langen Pass der Dänen auf Christian Eriksen in der ersten Halbzeit zunächst nicht optimal, konnte sich dann aber noch dazwischenwerfen. Kurz danach kam er gegen Joakim Maehle zu spät. Und konnte von Glück sagen, dass es noch 0:0 stand. Wirkte in Sachen Stellungsspiel und Zweikämpfen nicht immer ganz so souverän wie gewohnt, war aber in den wichtigen Momenten zur Stelle, klärte mehrere brenzlige Situationen und spielte mit seiner Mannschaft „zu Null“. Note: 3

Lesen Sie auch

Herbert Hainer ist seit 2019 Präsident des FC Bayern

Nico Schlotterbeck: Der Profi von Borussia Dortmund ersetzte den gesperrten Jonathan Tah in der Innenverteidigung. In seinem ersten Startelfeinsatz bei dieser EM, ein Länderspiel von Beginn an hatte der Linksfuß zuletzt im September 2023 beim 1:4 gegen Japan bestritten. Begann sehr gut, war sofort präsent und offensiv gefährlich. Nur ein als Foul gewerteter Block Kimmichs (4.) sowie wenig später Schmeichel nach einem Eckball von Toni Kroos verhinderte bei Schlotterbecks Kopfbällen das früheste EM-Tor Deutschlands. Verschuldete beinahe den Rückstand, als er kurz vor der Halbzeitpause im eigenen Strafraum den Ball verlor – zum Glück für ihn konnte Höjlund diese Möglichkeit nicht zum Tor nutzen. In der ersten Halbzeit kam Schlotterbeck auf 67 % gewonnene Zweikämpfe und war nach Kroos am häufigsten am Ball. Klärte in der zweiten Halbzeit einen gefährlichen Angriff der Dänen und bereitete das 2:0 mit einem Pass vor. Trotz seines Fehlers im Strafraum einer der besten Spieler auf dem Rasen. Note: 2

Mit diesem Tor beendet Musiala das deutsche Zittern

Deutschland gewinnt ein packendes Achtelfinale gegen Dänemark. Nach Kai Havertz‘ Führungstor trifft Jamal Musiala einen herausragenden Pass von Nico Schlotterbeck zum 2:0 und beendet damit das deutsche Zittern. Das Tor im Video.

David Raum: Bundestrainer Julian Nagelsmann brachte ihn für Maximilian Mittelstädt, der im dritten Gruppenspiel gegen die Schweiz durchwachsen spielte – aber in der Vorrunde auf der linken Abwehrseite gesetzt war. Raum war in seinem ersten Startelf-Einsatz bei dieser EM eine Bereicherung für die deutsche Mannschaft, wenngleich er vor dem Abseitstor der Dänen nicht eng genug an seinem Gegenspieler war. Der Profi von RB Leipzig brachte wie von Nagelsmann erhofft viel Emotionalität und Energie ins Spiel und war mit gefährlichen Flanken und seiner Schnelligkeit wichtig. Seine scharfe Hereingabe führte zum Handelfmeter vor dem 1:0. Raum war einer der besten Spieler seiner Mannschaft an diesem Abend. Note: 2

Toni Kroos: Sein 18. Einsatz bei einer EM, sein Länderspiel. Der Mittelfeldchef verteilte wie gewohnt die Bälle und bestimmte das Tempo im deutschen Spiel. Sein Freistoß aus 20 Metern schoss er in die Mauer (16.). Fand immer wieder die richtigen Räume für seine Pässe und strahlte Ruhe aus. Der Auftritt eines Anführers, diesmal ohne die ganz großen Glanzmomente. Note: 3

Lesen Sie auch

Robert Andrich: Der Shootingstar von Bayer Leverkusen hatte sich vor dem Spiel die Haare in der Farbe Grau-Metallic gefärbt. Spielte unaufgeregt, gewann seine Zweikämpfe. Er war der „Worker“ an der Seite von Toni Kroos im zentralen Mittelfeld, der sich mitunter tief fallenließ. In der ersten Halbzeit sorgte er mit einem Foul für einen Freistoß der Dänen aus gefährlicher Position kurz vor der Strafraumgrenze, einmal rutschte er weg, da wurde es auch gefährlich. Die Fans feierten ihn mit Sprechchören, als er nach einem Zusammenprall wieder aufstand. Einer der besten Deutschen. Note: 2

Lesen Sie auch

Özil absolvierte 92 Länderspiele für Deutschland. Beim WM-Triumph 2014 bestritt er alle Partien von Anfang an. 2009 war Özil der U21 Europameister geworden

Leroy Sané: Für den Offensivstar des FC Bayern war es wie für Schlotterbeck und Raum der erste Startelf-Einsatz in diesem Turnier – Florian Wirtz musste für ihn draußen bleiben. Sané hatte vor und zu Beginn der EM Schambein-Probleme gehabt, dann zunächst Kurzeinsätze in der Gruppenphase bekommen. Es war sein neuntes EM-Spiel, von Beginn an auflaufen durfte er erst zum zweiten Mal, in einem K.o.-Spiel sogar zum ersten Mal. Sané sollte mit seiner Geschwindigkeit für die Tiefe im deutschen Spiel sorgen. In der Anfangsphase sorgte er mit seinen Dribblings für Gefahr, Ende der ersten Halbzeit verspielte er eine Konterchance, als er sich festdribbelte. Spielte auch einige Fehlpässe. Licht und Schatten. Note: 3

Kai Havertz mit starker Leistung

Jamal Musiala: In der ersten Halbzeit war es nicht sein Spiel. Der Jungstar des FC Bayern versuchte viel – doch im Strafraum fehlten ihm Präzision und Spielglück. Zu Beginn der zweiten Halbzeit kam sein Pass auf Leroy Sané zu ungenau. Probierte ohne Florian Wirtz an seiner Seite alles – und war im entscheidenden Moment da, als er nach einem Pass von Schlotterbeck cool zum 2:0 abschloss und Dänemarks Torwart Kasper Schmeichel keine Chance ließ. Es war bereits sein drittes Turniertor. Vor EM-Start gelangen Musiala lediglich zwei Tore in 29 Länderspielen, beim Turnier traf er nun schon dreimal in vier Partien. Note: 2

Ilkay Gündogan: Der Kapitän war zunächst sehr präsent, agierte wie zuletzt schon mit viel Übersicht. Seine Pässe kamen meist an, seine Laufwege rissen Löcher. Die ganz gefährlichen Szenen hatte er nicht, er war nicht so auffällig wie in den Gruppenspielen. Arbeitete auch defensiv mit und war eine verlässliche Anspielstation für sein Team, agierte gedankenschnell und clever. Note: 3

Kai Havertz: Vor dem Spiel hatte es eine öffentliche Debatte gegeben: Sollte nach seinen Joker-Toren nicht Niclas Füllkrug erstmals von Beginn an stürmen? Nagelsmann entschied sich dagegen – und hielt an Havertz als Spitze fest. Der Angreifer vom FC Arsenal nahm den Ball mit viel Mut volley, eine Parade Kasper Schmeichel verhinderte ein Traumtor (10.). In der 37. Spielminute hätte er beinahe das 1:0 geköpft, erneut vereitelte das Schmeichel mit einer Weltklasse-Tat. Den Elfmeter zum 1:0 verwandelte Havertz sehr sicher, in dieser Szene übernahm er Verantwortung. Wie gegen Schottland behielt er die Nerven und hat als historisch einziger deutscher Spieler bei Europameisterschaften zwei Elfmeter verwandelt. Hätte erneut treffen können, als er den Ball mit einer Weltklasse-Bewegung mitnahm, dann aber frei vor Dänemarks Torwart Kasper Schmeichel knapp am Tor vorbeischoss. Die Chance auf das 3:0 kurz vor dem Ende ließ er ebenfalls aus. Dennoch eine starke Leistung. In 50 Länderspielen kommt er nun auf 35 Scorer-Punkte (18 Tore, 17 Assists). Note: 2

Elfmeter eiskalt verwandelt – Hier schießt Havertz Deutschland Richtung Viertelfinale

Die deutsche Nationalmannschaft zieht nach einer nervenaufreibenden Partie gegen Dänemark ins EM-Viertelfinale ein. Ein Handelfmeter erlöst das DFB-Team. Sehen Sie den Führungstreffer von Kai Havertz hier im Video.

Emre Can (ab 64. für Andrich): ohne Note

Niclas Füllkrug (ab 64. für Gündogan): ohne Note

Benjamin Henrichs (ab 80. für Raum): ohne Note

Florian Wirtz (ab 80. für Musiala): ohne Note



Author: RoteRuhrarmee1920

Kommentar verfassen