Drei von vier Wohnungen hängen an Öl oder Gas


Mindestens drei Viertel der 43,1 Millionen Wohnungen in Deutschland werden mit fossilen Brennstoffen beheizt, die zum Ausstoß von Kohlendioxid beitragen. Das zeigen die ersten Ergebnisse der Volkszählung, die das Statistische Bundesamt gerade vorgestellt hat. Für Klimaforscher ist der Befund beängstigend. Doch der Blick auf die Details der Statistik belegt, dass die Wärmewende spätestens seit der Jahrtausendwende schon begonnen hat.

In den Neubauten sank der Anteil der Ölheizungen seit dem Jahr 2000 deutlich. Wurden von 2000 bis 2009 noch 9 Prozent der neuen Wohnungen mit Öl beheizt, sind es seit 2010 nur noch weniger als 2 Prozent. Auch Gas als Heizenergie wird seltener. In den Neunzigerjahren wurde es noch in fast 70 Prozent der Neubauten genutzt, seit 2016 nur noch in 39 Prozent. Dagegen steigt der Anteil der Wohnungen, die mit Wärmepumpen beheizt werden. Seit 2016 trifft das schon auf jede vierte Neubauwohnung zu.

Der Wandel schlägt nur wenig durch

Im Gesamtbestand der Wohnungen schlägt dieser Wandel bislang jedoch nur wenig durch. 56 Prozent der Wohnungen werden mit Gas beheizt, 19 Prozent mit Heizöl und 15 Prozent mit Fernwärme. Erneuerbare Energien spielen so gut wie kein Rolle. Holz oder Holzpellets wärmten zuletzt 4 Prozent der Wohnungen, Solarenergie, Wärmepumpen oder andere „grüne“ Energieträger nur 3 Prozent. Dabei gibt es Unterschiede zwischen den Bundesländern. Der Norden und der Osten setzen weniger auf Öl als Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern und Saarland.

Die Gebäude- und Wohnzählung zeigt für den Stichtag 15. Mai 2022 ferner, dass die Nettokaltmiete im Bundesdurchschnitt 7,28 Euro je Quadratmeter betrug. Am günstigsten sind die Mieten in Sachsen-Anhalt mit 5,38 Euro, gefolgt von Thüringen und Sachsen. In Hamburg sind die Nettokaltmieten mit 9,16 Euro je Quadratmeter auf Bundeslandsebene am höchsten, gefolgt von Bayern und Hessen.

: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Zensus 2022

Der Deutsche Mieterbund verwies ­darauf, dass in großen Städten die Bestandsmieten weitaus höher liegen als im Durchschnitt. Die mehr als 10 Euro Durchschnittsmiete je Quadratmeter in München, Frankfurt am Main, Stuttgart und Heidelberg seien „erschreckende Zahlen, die nur eine Konsequenz nach sich ziehen können: Wir brauchen dringend Begrenzungen der Mieterhöhungsmöglichkeiten, und zwar sofort“, sagte Mieterbundpräsident Lukas Siebenkotten.

Die Ampelkoalition hatte sich vorgenommen, in angespannten Wohnungsmärkten die sogenannte Kappungsgrenze für Mieterhöhungen von derzeit 15 auf 11 Prozent innerhalb von drei Jahren zu senken. Dies ist bislang nicht geschehen. Zuständig wäre dafür Justizminister Marco Buschmann von der FDP. Auf die Verlängerung der Mietpreisbremse, nach der Vermieter bei Neuvermietungen maximal 10 Prozent mehr als die ortsübliche Vergleichsmiete verlangen dürfen, einigte sich die Koalition hingegen kürzlich.

Axel Gedaschko, Präsident des Gesamtverbands der Wohnungswirtschaft (GdW), forderte „einen Turbo für die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum in unseren Ballungsregionen“. Durch die 1,2 Millionen nach Deutschland geflüchteten Ukrainer habe sich der Bedarf deutlich erhöht. „Die verzweifelte Situation vieler Wohnungssuchender wird von der Politik teils vollkommen missachtet“, kritisierte er. Der Wohnungsmangel sei eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland, „wenn die notwendigen Fachkräfte schlicht keinen Wohnraum finden“.

Wie groß der Abstand zwischen Bestands- und Neuverträgen ist, zeigt der Vergleich der Zensus-Zahlen mit den Quadratmetermieten aus aktuellen Immobilienangeboten. Nach den Daten des Analysehauses Empirica wurden in München zuletzt mehr als 19 Euro Kaltmiete aufgerufen, in Frankfurt am Main und Berlin jeweils um die 15 Euro.



Author: RoteRuhrarmee1920

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