Donald Trump gegen Joe Biden: Fitnesstest vor Millionenpublikum


Ronald Reagan behalf sich seinerzeit mit Humor: “Ich werde das Alter nicht zu einem Thema dieses Wahlkampfs machen”, versprach der republikanische US-Präsident 1984 mit 73 Jahren im TV-Duell gegen den demokratischen Kandidaten Walter Mondale, damals 56. “Ich werde die Jugend und Unerfahrenheit meines Gegners nicht für politische Zwecke ausnutzen.” Zu alt fürs Weiße Haus? Die Frage hatte sich damit erledigt.

Im aktuellen Wiederholungswahlkampf zwischen Joe Biden (81) und Donald Trump (78) lässt sich das Thema nicht so leicht beiseiteschieben. Wenn sie an diesem Donnerstag in Atlanta zur ersten Fernsehdebatte aufeinandertreffen (am frühen Freitagmorgen deutscher Zeit), ist das durchaus eine Art Fitnesstest vor Millionenpublikum. Jedenfalls wird sich keiner der beiden noch sonderlich bekannt machen müssen. Die Menschen in den USA wissen, wer sich da zur Wahl stellt. Sie wissen, nach Jahren im Amt und in den Schlagzeilen, wofür Trump und Biden stehen.

Nimmt das die Spannung aus dem Duell? Keine Spur. Vielleicht gibt es für Trump und Biden nicht viel zu gewinnen, aber unbedingt alles zu verlieren.

Denn die Ausgangslage gut vier Monate vor der Wahl stellt sich äußerst knapp dar. Nichts ist entschieden. Auch wenn Trump in nationalen Umfragen und maßgeblichen Swing-States meist vorn liegt: Auf eine klare Mehrheit kann noch keiner der beiden Kandidaten bauen. Gerade deshalb ist der schmale Teil der Wählerschaft, der unentschlossen oder unmotiviert auf die kommende Entscheidung blickt, so wichtig. Diese Leute sind gemeint, wenn es heißt, Fernsehdebatten könnten den Ausschlag für Sieg oder Niederlage geben.

Bei früheren US-Wahlkämpfen lagen die TV-Termine oft viel näher am Wahltag. Ob das deren Wirkung größer oder kleiner macht, sei dahingestellt. Aber es geht auch nicht nur um den einen Abend: Die Erwartungen zuvor, der Auftritt selbst und dann der Spin im Anschluss – alles spielt zusammen, auch diesmal.

Eindruck zählt mehr als Argumente

Die Kontrahenten werden dabei auf sich allein gestellt sein, wenn für 90 Minuten die Kameras laufen. Ein Stift, ein leerer Notizblock, eine Flasche Wasser – kein Telefonjoker, kein Teleprompter, kein vorbereitetes Material. So sind die Regeln. Ein Münzwurf hat entschieden, wer auf welcher Seite hinter das Podium tritt. Aber vor allem, das ist neu: Im CNN-Studio wird bei dieser Debatte kein Publikum sitzen.

Und wer gerade nicht gefragt ist, dem wird das Mikrofon abgedreht. Richtig, das meint insbesondere Trump. In den TV-Duellen des vorigen Wahlkampfs unterbrach er Biden gleich dutzendfach. Oder eher: plärrte ihn brachial nieder. Überhaupt waren die Auftritte inhaltlich kaum hilfreich, das alte Problem auf die Spitze getrieben: Der Eindruck zählt nicht selten mehr als die Argumente. Trump allerdings galt seinerzeit dennoch als Verlierer und blieb es bis zum Wahltag.

Gerade weil Biden und Trump keine Unbekannten sind, zeigt sich der Kontrast diesmal sicher noch dramatischer als 2020. Auf der einen Seite ein amtierender Präsident, der das – zugegeben – langweilige Etikett eines Staatsmanns verdient; auf der anderen Seite ein inzwischen verurteilter Verbrecher, dem Demokratie und Recht schnuppe sind – da sollte man sich doch entscheiden können.



Author: RoteRuhrarmee1920

Kommentar verfassen