Deutschland – Dänemark: Endlich wieder alles oder nichts

Kommen wir zum ernsten Teil: der dänischen Aufstellung. Kasper Schmeichel steht im Tor. Davor: Joachim Andersen, Jannik Vestergaard, Alexander Bah, Thomas Delaney, Pierre Emile Højbjerg, Joakim Maehle, Andreas Skov Olsen, Rasmus Højlund. 

Auch Christian Eriksen ist von Anfang an dabei. Um seinen Einsatz hatten die Dänen zuletzt gebangt. Er klagte über Magen-Darm-Probleme, reiste sogar separat mit dem Auto zum Spiel an. Oder, wie die Dänen sagen: Er hatte tyndskid.

Nehmen Sie das auch wahr? Diesen leichten Geruch von Verteidigerangstschweiß? Spüren Sie das Nervenflattern der Trainer? Hören Sie die Herzen der Torhüter im Spielertunnel trommeln? Ja? Na dann: Velkommen im K.o.-Modus, wo ein Ausrutscher, ein Luftloch und ein Danebengreifen immer das Aus bedeuten kann. Oder eine vergebene Großchance. Fragen Sie Thomas Müller.

Das Spiel gegen England, in dem Müller den Ball am Tor vorbeisetzte, war nicht nur Deutschlands letztes K.o.-Spiel, es war das einzige in den vergangenen acht Jahren. Jetzt aber ist die Nationalelf zurück in diesem schönen Alles-oder-Nichts-Wettstreit, wo man noch etwas akribischer an seinem Matchplan tüfteln, noch etwas näher an seinen schwitzenden Gegnern stehen, noch etwas wachsamer die Räume deuten muss. Und natürlich hoch aufmerksam den Turnierbaum lesen, nicht, dass einem etwas entgeht auf dem Weg zum Titel.

In diesem Weg steht den deutschen Kickern heute erst mal: Dänemark. Pflichtspiele gab es gegen die nur zwei in den vergangenen 35 Jahren, das denkwürdigere der beiden machte Dänemark zum Europameister. Im Tor stand damals Peter Schmeichel, an dem weder Jürgen Klinsmann noch Matthias Sammer noch Stefan Effenberg vorbeikamen. Heute dürfen Jamal Musiala, İlkay Gündoğan und Leroy Sané, der für Florian Wirtz ins Team kommt, gegen Peters Sohn Kasper ihr Glück versuchen. Falls Sie noch Angeberwissen für die Fanmeile brauchen: Klinsis Sohn Jonathan ist auch Torwart. Ersatztorwart beim italienischen Zweitligaaufsteiger FC Cesena. Aber immerhin! Viel diskutiert wurde bis zuletzt darüber, mit wem es Julian Nagelsmann davor probiert. Würde er diesmal auf den volksnahen Fülle setzen und damit eine, nun ja, Lücke im deutschen Kombinationsspiel in Kauf nehmen? Nun steht fest: Er bleibt bei Kai Havertz, der eindeutig der feinere Kicker ist, dessen Kopfbälle gegen die Schweiz aber nicht viel kraftvoller aussahen als Joe Biden im TV-Duell.

Kraftvoll ist definitiv die deutsche Innenverteidigung: Antonio Rüdiger lässt das Spiel für Spiel die Stürmer spüren, Nico Schlotterbeck zeigt gerne seinen Bizeps. Die für dieses Spiel wichtigere Frage ist allerdings, ob die beiden gemeinsam eine Abwehrreihe organisieren können. Und ob ihnen der junge Däne Rasmus Højlund nicht davonläuft.

So oder so, wir werden Ihnen davon in den kommenden 90 Minuten berichten, und zur Not auch eine halbe Stunde länger. Zur Feier des Tages, weil K.o.-Modus ist. Mir gegenüber sitzt die wachsame Laura Sophia Jung, die heute Abend die Aufgabe hat, jedem davonlaufenden Leser hinterher zu sprinten. In Hörweite des Stadions hockt Christian Spiller auf einer Dortmunder Gartenparty und hat deshalb schon dreimal alle Argumente für eine Nachnominierung von Mats Hummels gehört. Und im Stadion beobachten die Kollegen Nico Horn und Oliver Fritsch, wie Toni Kroos versucht, seiner Bewachung zu entkommen, ohne sprinten zu müssen. Wir bloggen das Spiel hier ab circa 20.30 Uhr. Vi ses snart!