CDU MACHTKAMPF: Norbert Röttgen grätscht in den Wettkampf um den Parteivorsitz



Es gab eine Zeit, da galt Norbert Röttgen als der Mann der Zukunft in der CDU, als Kopf für die Öffnung der Partei hin zu neuen Wählern und neuen Themen. Als Bundesumweltminister hatte er sich von 2009 bis 2012 das Image des Vorkämpfers für den Atomausstieg und ambitionierten Klimaschutz erworben. Sein Spitzname war «Muttis Klügster», der feinsinnige Jurist gehörte zum direkten Umfeld von Kanzlerin Angela Merkel. Doch dann folgte der tiefe Fall.

Als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2012 scheiterte er spektakulär. Fast 13 Punkte lagen zwischen seiner CDU und der SPD von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im bevölkerungsreichsten Bundesland. Der Jurist bekam die Klatsche auch dafür, dass er sich vor der Wahl nicht klar zu einem Wechsel nach Düsseldorf auch im Fall einer Niederlage bekannt hatte. Als er seinen Posten als Bundesumweltminister einfach weiterführen wollte, warf ihn Merkel kurzerhand raus. Kurz danach verlor er auch noch seinen Posten als CDU-Vize.

Plötzlich war Röttgen nur noch einfacher Bundestagsabgeordneter. Doch er rappelte sich wieder auf und übernahm 2014 den Vorsitz im Auswärtigen Ausschuss. Seither ist er ein vielgefragter Experte, der für seine Russland-kritische Haltung und als Amerika-Freund bekannt ist. In der Union wurde er immer wieder als Kandidat für das Außenministerium gehandelt, doch nach der Bundestagswahl 2017 fiel das Auswärtige Amt in den Verhandlungen um eine große Koalition an die SPD.

Ein mögliches Problem für die weitere Karriere des 54-Jährigen könnte seine Herkunft aus Nordrhein-Westfalen sein. Denn aus NRW stammen eine ganze Reihe von CDU-Spitzenpolitikern, die nach dem angekündigten Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer vom CDU-Vorsitz und von Angela Merkel aus dem Kanzleramt etwas werden wollen. Und da es bei der Verteilung von Posten auch um den Regionalproporz geht, dürfte es für den Abgeordneten aus dem Rhein-Sieg-Kreis nicht einfach werden.

Zu Armin Laschet, dem heutigen NRW-Ministerpräsidenten, hat Röttgen eine besondere Beziehung. Ihm hat Röttgen 2012 bei einer Mitgliederbefragung für den CDU-Landesvorsitz eine empfindliche Niederlage zugefügt. Heute ist Laschet mächtiger Landeschef, dem ebenfalls Ambitionen auf Bundesvorsitz und Kanzleramt nachgesagt werden. Aber auch Friedrich Merz (Sauerland), Gesundheitsminister Jens Spahn (Münsterland) und Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (Ostwestfalen) wollen sich nicht zur Seite schieben lassen.

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Author: WELT Nachrichtensender

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