Arian wohl tot aufgefunden – Ex-Profiler erklärt drei Szenarien


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Ein Landwirt entdeckt nach Mäharbeiten eine Kinderleiche auf einer Wiese. Es könnte sich um den vermissten Arian handeln. Doch der Fundort gibt Rätsel auf.

Bremervörde – Der Schock nach dem Leichenfund in der niedersächsischen Gemeinde Estorf sitzt tief. Dort hatte ein Landwirt am Montag (24. Juni) die Kinderleiche entdeckt. Der Fundort liegt nur drei bis vier Kilometer vom Wohnhaus des seit zwei Monaten vermissten Arian aus Bremervörde-Elm entfernt, um den es sich nach Polizei-Angaben wohl bei dem toten Kind handeln könnte. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Arian“, hieß es am Montagmittag seitens einer Sprecherin auf IPPEN.MEDIA-Nachfrage.

Leiche im Suchgebiet des vermissten Arian entdeckt: Ex-Ermittler ordnet Fall ein

Sollte sich der Verdacht bei der Obduktion bewahrheiten, würde das viele Fragen aufwerfen. Schließlich liegt der Fundort der Leiche „im Gebiet der Suche nach dem vermissten Jungen“, gab die Polizei in einer Mitteilung bekannt. Zudem fließt unweit des Unglücksortes der Fluss Oste, der bei den Ermittlungen im Fokus stand. Dort wurden offenbar Fußspuren von Arian entdeckt. Eine Karte zeigt, wie nah das alles zusammen liegt.

Ex-Ermittler Axel Petermann, der mittlerweile als Experte in Vermisstenfällen gilt, ordnete bei IPPEN.MEDIA ein, warum das Kind – sollte es sich um Arian handeln – so lange unentdeckt blieb.

These 1: Arian wurde bei der Suche übersehen

Zunächst hätten Suchtrupps verschiedene Gebiete abgesucht und seien dann zum nächsten übergegangen, wobei die Leiche möglicherweise übersehen worden sei. „Die Polizei war sich sicher, dass alles sorgfältig abgesucht wurde“, so Petermann. Zwar habe die Suche „nach einer Woche relativ schnell aufgehört“, allerdings „nach großem Personaleinsatz und in dem Bewusstsein, alles getan zu haben, um das Kind zu finden“. Die Polizei bekam für die Kreativität ihrer Suche viel Lob. Allerdings sorgte bereits der Abbruch der Suche bei Vermisstenexperte Peter Jamin für Unverständnis.

These 2: Arian und die Suchteams verpassten sich

Doch es könnte auch anders abgelaufen sein. Petermann merkte an, dass Arian eventuell erst nach der intensiven Suchaktion zum Fundort der Leiche gelangt sein könnte. So könnten die Suchteams den Vermissten verpasst haben. Es sei daher wichtig, zu klären, wann das Gebiet durchsucht wurde, wie der Bewuchs des Feldes zu diesem Zeitpunkt war sowie ob die Leiche im Dickicht oder offen auf der Wiese lag.

These 3: Fiel der Vermisste Arian einem Verbrechen zum Opfer?

Aber auch ein drittes Szenario schloss Petermann nicht aus. Ein „Verbrechen kann möglich“ und die Leiche später im Feld abgelegt worden sein, erklärte der ehemalige Mordermittler. „Anderseits muss man nun abwarten, unter welchen Umständen das Kind gestorben ist, liegt ein Verbrechen vor oder nicht.“

Polizei tätigt erste Aussage zur Todesursache und schließt Verbrechen aus

Noch ist die Todesursache des toten Kindes unklar. Nach aktuellem Ermittlungsstand gebe es allerdings keine Hinweise auf ein Fremdverschulden. Die Leiche sei nach Polizei-Angaben während Mäharbeiten von einem Landwirt gefunden, der unmittelbare Liegebereich sei von den Arbeiten aber ausgespart worden. Der Landwirt wird allerdings dennoch im Netz angefeindet. Wie IPPEN.MEDIA vom Landwirt erfuhr, wurden die Felder bereits lange vor dem Leichenfund intensiv durchsucht. „Hier ist alles abgesucht worden“, sagte er und verwies auf die „Hundertschaften von Polizei, Feuerwehren und Bundeswehr“. Der Fund kam auch für die Polizei überraschend. „Dass dort eine Leiche gefunden wurde, ist für alle Kräfte, die gesucht haben, überraschend“, sagte Polizeisprecherin Sara Mehnen.

Vor rund zwei Monaten ist der sechsjährige Arian im Wald bei Bremervörde verschwunden: Was dort passiert ist, ist nach wie vor völlig ungeklärt.
Vor rund zwei Monaten ist der sechsjährige Arian im Wald bei Bremervörde verschwunden: Was dort passiert ist, ist nach wie vor völlig ungeklärt. © Markus Hibbeler/picture alliance/dpa/Polizei

Kinderleiche in Estorf entdeckt: Ex-Ermittler erklärt, warum die Obduktion so lange dauert

Ob es sich bei der Leiche tatsächlich um Arian handelt, bleibt abzuwarten. Zunächst steht eine Obduktion an, deren Ergebnis im Laufe der Woche erwartet wird. Es sei nicht ungewöhnlich, dass die gerichtsmedizinische Untersuchung längere Zeit in Anspruch nehmen werde, erklärte Petermann.

Der einstige Profiler weiß: Der Zustand des Kindes dürfte nicht mehr dem entsprechen, als es verschwand – unter anderem durch Fäulnisprozesse oder Tierfraß. Es werde auch einige Zeit benötigen, um die genaue Todesursache festzustellen. Zudem sei es schwierig, den Todeszeitpunkt genau zu bestimmen, dieser werde wahrscheinlich auf einer Schätzung basieren. Nach der Identitätsfeststellung will die Ermittlungsgruppe den Vermisstenfall Arian zumindest noch einmal rekonstruieren. (kas)



Author: RoteRuhrarmee1920

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